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Ein Montag im Spätoktober, Schneeregen, Wien und gefühlte -10 Grad. Eigentlich vier gute Gründe zuhause zu bleiben und den Herbst Herbst sein zu lassen. Aber mit Dave Hause, Blood Red Shoes und The Gaslight Anthem gibt es zumindest zwei gute Gründe das Haus doch zu verlassen.
Die mittlerweile guten Gewissens als Allstar-Band durchgehende Berliner Kombo Die Türen erweist dem Steirischen Herbst die Ehre. Wirklich viele Besucher interessiert dass dann aber erstaunlicherweise offenbar nicht.
Als würde eine komplette Marschkapelle über ein Musikfachgeschäft herfallen und dieses in eine aberwitzige Rhythmus-Zentrifuge verwandeln. Der Zirkus, den Tu Fawning auf und vor der Bühne veranstalten, ist jedenfalls noch einmal ein paar Stufen intensiver, als ihre ohnedies schon so umwerfenden Tonträger es ankündigen.
Mehr noch als At the Drive-In sehen sich Refused für ihre Reunion 2012 skeptischen Blicken ausgesetzt. In der Wiener Arena rechtfertigen die fünf Schweden ihre Club-Tour mit einem energetischen Feuerwerk, brennen nostalgische Gefühle mit Nachdruck in Grund und Boden.
Flankiert von grandiosen Supportacts betreibt Fireside-Frontmann Kristofer Åström im Forum Stadtpark schweißtreibende Kosmetik an seinen melancholischen Lagerfeuersongs und dazu gehörige Korrekturen an Erwartungshaltungen.
Eine zwiespältige Sache: Japandroids live zu sehen ist, ist wie der absoluten Machtdemonstration von purem, energiegeladenen Rock beiwohnen zu können. Es ist aber auch ein möglicher Grund, die Alben der beiden Kanadier nie mehr mit dem selben Enthusiasmus hören zu können wie davor.
Die mittlerweile 13. Ausgabe des Urban Art Forms Festivals ist nach einem Abstecher 2011 nach Wiesen in der Steiermark gelandet und fand diesmal auf dem Gelände des Schwarzl Freizeit Zentrums in Unterpremstätten statt. Eine Perle angesichts dessen, was dort Konzert- und Eventtechnisch sonst geboten wird und als solche lieferte das drittgrößte österreichische Festival auch dieses Jahr ab.
Schön, wenn sich beinahe acht Jahre Wartezeit auszahlen: Hot Water Music setzen in der Arena zur furiosen Thronverteidigung des hemdsärmeligen Punkrock an und küren die Songs von 'Exister' als absolute Livegranaten.
Ärzte Konzerte sind immer einen Besuch wert - selbst, wenn das jeweilig aktuelle Album der Berliner nicht ihr bestes sein sollte. So nachzuhören im direkten Vergleich auf dem zwölten Studioalbums 'Auch' und der in Graz halt machenden, hier nicht dem Muster der Männlein/Weiblein Aufteilung der mehrmals bespielten Auftrittsorte folgenden - vorerst letzten gemeinsamen (?) - Tour: "DAS ENDE ist noch nicht vorbei".