Casket Dealer – Letters From The Dead
Zwei Vorab-Singles im November haben nahegelegt, dass man die anstehende Debüt EP von Casket Dealer unbedingt auf dem Mathcore-Radar haben sollte. Letters from the Dead stemmt die hohen Erwartungshaltung nun weitestgehend.
12 Minuten bewegt sich die Band dabei so, wie es nur Veteranen können, die in einer neuen Konstellation frischen Hunger auf ihr Genre bekommen haben: Drummer Mike Gardner kann man von The Electrician oder Inside the Beehive kennen, Gitarrist/ Vocalist Josh Lawson von Texas Ed oder Visceral Autopsy; und das Duo Jacob Meeen (Bass) und Daniel Turnbough (Vocalist) von Casino.
Als Casket Dealer spielt das Quartett einen fauchenden, meist rasend schnell blastenden Math auf hohem technischem Niveau und einer nostalgiefreien Liebe für alte Helden der Szene – ein bisschen wie schlacksig sprintende Botch? Ziemlich stark jedenfalls.
Manchmal tendiert der referentielle Eklektizismus dabei mehr zu The Dillinger Escape Plan (gerade wenn sowohl das brutal brüllende Pray on Them oder das näher im Metalcore aufgestellte, mit Sci-Fi-Lasern überraschende Eat Shit or Die Trying mit jazzig frickelnder Hibbeligkeit tänzeln), mal deutlich zu Daughters (wenn First You Wanna Kill Me, Now You Wanna Kiss Me nach launig fiependen, methodischen Gitarren süffisant nölt oder Damn Near Killed ‘Em seine Vehemenz so dringlich schleudert, aber auch die Abrissbirne kann).
Dazwischen lässt After All This Time als friedliches Ambient-Klavier-Interlude Luft zum Durchatmen, fördert den Spannungsbogen und überdeckt auch ein wenig den Umstand, dass die besten, weil erinnerungswürdigsten Szenen dann entstehen, sobald Letters From the Dead assoziativ am deutlichsten an seine Vorbilder angelehnt ist.
An der Ausgangslage ändert sich so insofern grundlegend nichts: Casket Dealer reklamieren aus dem Stand heraus, eine heiße Zukunftsaktie zu sein. Diese Prognose erfährt durch die sechs Songs hier allerdings zumindest ein zusätzliches, noch deutlicheres Ausrufezeichen.
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