Carpenter Brut – Fab Tool
Franck Hueso alias Carpenter Brut erforscht die Grenzen seines patentierten Synthwave-Sounds mit David Eugene Edwards auf Fab Tool noch verwegener, als Blood Machines dies bereits in Ansätzen tat.
Das wie auf Steroiden ballernde Hit-Cover Maniac war also nur ein (Versäumnisse herrlich rücksichtslos aufholendes) Zwischenspiel vor der vielleicht unwahrscheinlichsten Kollaboration des Jahres, auch der Rückkehr nach dem schillernden Space-Trip zu einer menschenverlassenen Welt voller öder Ruinenstädte – in der nun nichts mehr ist, wie es nach Leather Teeth noch determiniert schien, und in der nun ausgerechnet der Franzose im Verbund mit Wovenhand-Boss David Eugene Edwards den tröstenden Silberstreifen am Keyboard-düsteren Horizont zu predigen scheint.
Fab Tool beginnt dabei als okkulter Tempeltanz jenseits der aktuellen Ulver-Kultur, mit beschwörenden rituellen Texten und sakraler Stimme. Da ist eine postapokalyptische Mystik, bei der kolossale, gottgleich anmutende Tier-Skelette am staubigen Horizont einer im endlosen Horizont verlaufenden Straße liegen, majestätisch und beklemmend, so unheimlich assoziativ und atmosphärisch, nicht erst durch das Artwork bzw. das dazugehörige Trip-Video.
Erst begleitet Hueso das dichte Szenario zwar nur zweckdienlich als Textur-Geber, kleidet die typisch Goth-Country getriebene, sinistre Dystopie-Stimme von Edwards in durstige Flächen, bis er seinen Signature Sound massiver in den Vordergrund platzen lässt, seine alternative 80er-Realität jedoch mit entschleunigt getragener, epische Weite aufzieht. Edwards und die Synthies gehen eine erhebende Symbiose ein, träumen eine optimistisch Seancen-Hymnik im unermüdlich dahinstreunenden, beinahe balladesken Midtempo-Industrial – der so nach knapp viereinhalb Minuten noch gerne weiter in instrumental jammende Sphären verloren gehen hätte können.
So bleibt Fab Tool als homogenes Übersetzen der bisherigen Carpenter Brut-Gangart in ein geduldigeres, tiefer schürfendes und (was hier absolut als Kompliment gemeint ist) auch konventionelleres, weniger Club-orientiertes Songwriting ein überraschender Paradigmenwechsel, durch das prominente Feature auch ein konsequenterer, als noch Blood Machines, allerdings noch immer nicht in vollem Umfang sein Potential abschöpfen.
Was so wohl erst in einem größeren Kontext passieren wird, womit die Single für sich stehend wohl weniger überragend funktioniert, als dies in einem Albumverlauf der Fall sein wird – dadurch aber bereits eine enorm faszinierende erste Aussicht auf das kommende zweite Studioalbum darstellt (und einen halben Punkt in der Wertung zwecks Vorabeuphorie kassiert).
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