Carly Rae Jepsen – Dedicated Side B
Dass die Veröffentlichung vermeintlicher Ausschussware von Carly Rae Jepsen ein Grund zur Freude ist, weiß man seit E·MO·TION: Side B. Das dem 2019er Album nachgereichten Dedicated Side B überflügelt nun nicht nur die damalige EP in quantitativer Hinsicht, sondern qualitativ auch das nominelle Stammwerk aus dem Vorjahr.
Es ist nun nicht so, dass das Companion Piece zum offiziellen vierten Studioalbum einen ähnlichen Instant-Killersmasher wie Higher vor vier Jahren in der Hinterhand hätte. Doch im dynamisch angeordneten, wenig überraschenden Spannungsfeld aus synthetisierten Dance Pop und charttauglich-euphorisierenden Formatradio-Ohrwürmern liefert Carly Rae Jepsen wieder einige Hits.
Allen voran gleich das flotte This Love Isn’t Crazy, das um Zeilen wie „We didn’t say too much, but I understood everything That you could hurt me, baby, and I could hurt you too/ Oh, but love isn’t cruel“ so authentisch in den 90er geschult nach vorne treibt. Oder das Doppel aus dem hibbelig-angedrehten Fake Mona Lisa mit seinem tollen Refrain, und Let’s Sort the Whole Thing Out, das seinen Chorus hinter den flippigen Drums kaum in Zaum halten kann und wie ein unbändig-lebendiger Carton hüpft.
Drumherum variiert Jepsen und ihre Riege an Produzenten den Reigen. Window ist funky Contemporary R&B mit nonchalantem Groove und Helium-Verzierungen, Stay Away zieht zum Club, Summer Live versteht sich als geschmeidige Liebeserklärung mit smart eingesetzten Streichern aus der Dose und Heartbeat ist eine ätherische Ballade, die eine Spur zu viele Effekte mit auf den Weg bekommen hat, wo die gesamte Inszenierung ohnedies un die Quäntchen zu makellos ist – bevor der Closer Now I Don’t Hate California After All als verspielter Minimalismus dahingehend nostalgisches Understatement besitzt.
Während die 34 Jährige also zwar schon noch größere Einzelsongs als diese schmissigen Gute-Laune-Ohrwürmer auf Lager hatte, besticht Dedicated Side B mit seiner Summe, vor allem auch dadurch (und obwohl das Niveau hinten raus ein bisschen abfällt), dass erstmals überhaupt kein tatsächlicher Ausfall auf einem Jepsen-Album zu finden ist, nicht einmal ein wackelnder Skip-Kandidat die gute Stimmung unnötiger beeinträchtigen würde. Konsistenter als hier war die Kanadierin insofern noch nie auf diese Länge – was Dedicated Side B im Ganzen betrachtet wohl wirklich zum bisher besten Album der so zuverlässigen Carly Rae Jepsen macht.
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