Carl Barât and The Jackals – Let it Reign
Carl Barât hat sich mit Gitarrist Billy Tessio, Bassist Adam Claxton und Drummer Jay Bone im World Wide Web eine neue Backingband gecasted, um vor einer sauberen Hochglanzproduktion (und bald auch der großen Leinwand) den wilden Nietenlederjacken-Rocker zu geben. Keine schlechte Idee.
Denn ungeachtet des etwas paradox anmutenden, hier und da doch zu satten (und damit den eigentlichen Songs ein mitunter etwas verzerrtes Spiegelbild vorhaltenden) Soundgewandes funktionieren selbst Momente wie ‚The Gears‚ durchaus glaubhaft, effizient und auch mitreißend, wenn der zweifache Familienvater Barât im 37. Lebensjahr seine Jackals Richtung verschwitzem Gossenpunk antreibt. Außerdem legt etwa das Richtung Pop schielende und schlussendlich im „Ohohooo„-Indie-Stadionmodus aufgehende ‚We Want More‚ ohnedies nahe, dass Barât nur allzu gut weiß, wie seine Platte in der Diskrepanz aus Attitüde und Auftreten tatsächlich klingt. Und natürlich, wie er sich als versierter Songwriter in den Grenzen der 36 Minuten austoben kann, ohne an den meisten Hausmauern öfter als einmal vorbeizukommen: Der Engländer mochte die Vielseitigkeit immer schon, führt dies knappe 5 Jahre und noch deutlich mehr stilistische Meter von seinem ersten Soloalbum auch eloquent vor.
Mit Beastie Boys-Percussion-Spezi Alfredo Ortiz gerät ‚Glory Days‚ so etwa zur Liebeserklärung an The Clash, ‚March of the Idle‚ brät seine Riffs in breitbeiniger Pose und auch das bläsergetränkte ‚Victory Gin‚ dreht den Härtegrad angenehm drückend nach oben, während sich ‚Summer In the Trenches‚ in nonchalanten Ska-Zuneigung an den Hitsingles der gerne unter Wert verkauften Dirty Pretty Things orientiert. Vor allem in den stärksten Phasen gelingt es ‚Let it Rain‚ somit durchaus, derart ungestüm und rebellierend zu wirken, wie das die trotzigen Bandpics in Aussicht stellen.
‚Beginning to See‚ weiß hingegen als nette Ballade mit Streichern zu gefallen, wohingegen ‚Let it Rain‚ außer einem starken Einstieg („No I don’t have the strength to accept what I can’t change„) wenig Eindruck hinterlässt. Wo aber ohnedies nahezu alles, was Barât und Doherty ohne einander zustande bringen Gefahr läuft als Fußnote des unerrecihbar Libertines-Nimbus abgekanzelt zu werden, erweckt die hochwertige, sehr souverän aufgefahrene Handwerkskunst von ‚Let it Rain‚ durchaus Ambitionen auch nachhaltiger unterhalten zu können, als das jüngste (und an dieser Stelle dezent über Wert verkaufte) Babyshambles-Werk ‚Sequel to Prequel‚. Dass da wie dort die wirklich großen, magischen Momente fehlen, spielt allerdings nicht nur ob der Hoffnungen, dass diese nur wohlwissend für das dritte Libertines-Album aufgespart wurden, kaum eine Rolle. Einen derart soliden Rocker muss man nämlich erst einmal vorlegen – und sei es nur als gefühlten Lückenfüller.
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