Captain Planet – Treibeis
Auf Captain Planet ist einfach Verlass – nach knapp drei Jahren gibt’s unter dem obligatorischen Wasser-affinen Titel wieder die üblichen 31 Minuten unheimlich dringlichen Indie-Emo-Punkrocks, direkt neben den Vorgängern gebaut. Aber mittlerweile auch Usus bei den Hamburgern: wieder ein kleines Stück weit besser als bisher.
In erster Linie ist ‚Treibeis‚ die nahtlose Fortsetzung der zwei Vorgängeralben ‚Wasser Kommt Wasser Geht‚ (2007) und ‚Inselwissen‚ von 2009. Das geht soweit, dass man die von jedem Album zu gleichen Teilen beigesteuerten 33 Songs der drei Werke bunt durchwürfeln könnte und sich partout trotzdem eine homogene Playliste ergeben würde – sehr wahrscheinlich sogar eine unheimlich dynamische obendrein. Wer schon ganz oben ist, macht mit Konstanz eben ganz und gar nichts falsch.
Und in zweiter Linie machen Captain Planet ohnedies auch im dritten Anlauf alles ein bisschen besser als bisher, auch, weil im Detail dann doch ein nachjustiert wurde: die Produktion ist wieder näher am ungeschliffenen Sound von ‚Wasser Kommt Wasser Geht‚, den subtilen, gefinkelt-poppigeren Ansatz hat man aber von ‚Inselwissen‚ adaptiert – so basteln Captain Planet kraftvoll und schnörkellos ihr bisher stärkstes Album.
Alles wieder da, vom nach vorne peitschenden Schlagzeug bis zu den eiligen, aber nie überhasteten Gitarren. Captain Planet Songs sind von einer permanenten Aufbruchstimmung getrieben, ein Stillstehen ist unmöglich. In der permanent gespannten Atmosphäre bleibt Sänger Jan Arne von Twistern keine Zeit, vollständige Geschichten zu erzählen, er rennt lieber von markanten Impressionsfetzen frei jeglicher Plattitüden zu tiefsinnigen Alltagsbeobachten, eindringlich beschwörend, so einfach und schlau, dass das alles Buch der kleinen Lebensweisheiten eigentlich gar keinen Platz mehr hat und in Deutschland ohnedies nur wenige da mithalten können. Das ist wütend aber nicht aggressiv, irgendwo immer melancholisch aber mehr noch der die tröstende Hand auf der Schulter. Da bleibt kein Platz für Pathos, nur für Ehrlichkeit.
Diese Band will und kann nicht nur – die muss alle mitreißen. Woran schon ‚Pyro‚ keinen Zweifel lässt: „Alles muss raus/ heute noch“ skandiert von Twistern mit abgekühlter Hystrie, macht es eigentlich zum Credo der Band, dahinter laufen die Gitarren mit dem tief grummelndem Bass und der Melodien um die Wette, das beinahe bombastische Finale mit Bläsern überrascht dann aber doch. Weniger überraschend knallen Captain Planet die nächsten zehn Songs hinten nach, immer in an den Stärken von Vorgänger-Generationen wie …But Alive oder den Jens Rachut-Bands geschult. Und dabei vielleicht noch hungriger, als sie es selbst auf ‚Wasser Kommt, Wasser Geht‚ waren, dazu noch versierter. ‚Treibeis‚ passt da als Titel schon: noch gefestigter, noch dichter, im Sound sogar auch mächtiger, aber am wichtigste: trotzdem immer in Bewegung. „Wie gehst du nur mit den Niederlagen um? Wo üben die, die immer siegen?“ fragt von Twister, während der ‚Spielplatz‚ hinter ihm explodiert. Dabei müsste er es doch am besten wissen.
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