Candy – Flipping

von am 16. Oktober 2024 in EP

Candy – Flipping

Candy vermelden die Rückkehr zu ihrem Stamm-Label Triple B Records anhand der in 55 Sekunden den Abriss provozierenden Wurzelbesinnung Football. Die dazugehörige EP Flipping macht drumherum jedoch den Spagat zum nach vorne blickenden Puristengift It’s Inside You.

Während im Mittelteil der (auch artworktechnisch eine Rückkehr zur Candy’schen Basis ankündigenden) EP mit dem erst irre rasant kloppenden, dann die zähe Beatdown-Keule auspackenden Football sowie dem kaum weniger aggressiven HM-2-Galopp Endless zwei ziemlich schnörkellose, beinahe ursprüngliche Attacken das Herzstück des insgesamt 15 minütigen Kurzformats bilden, lässt die Band aus Richmond auf Flipping die zuletzt auf die Spitze getriebenen Digital Hardcore-Aspekte  keinesfalls zurück – sie assimiliert sie nur auf etwas subtiler angelegte Weise, als es das erst vier Monate alte It’s Inside You praktizierte.

Das Titelstück hetzt so zwar mit massivem Brutalo-Groove zu einem betont primitiv repetierten, archetypischen Stangen-Slam-Riff und prügelt auch mit Call-And-Response-Passage, schleppt und sprintet, holt aber spätestens in der Bridge die Turntables demonstrativ ins Rampenlicht. In In the Feelings We Chase wird die Trap-Rasselei von der Heavyness des Bollo-Hardcore gebürstet – der Rhythmus ist von vornherein unterschwellig elektronisch infiziert und hebt diesen Umstand dann demonstrativ auf ein im Scheinwerferlicht strahlendes EDM-Club-, Drum ’n‘ Bass- und House-Podest.

In Horse Crazy scratchen Candy direkt in die 90er, kurbeln den Circle Pit jedoch primär mit ihren modernen Kernkompetenzen variabel an, bevor der hymnische Einstieg von Chrome Country über die Klippe springt, um seine Spannungen mit Thrash-Aroma in den Metalcore zu lenken. Die Vocals rezitieren und skandieren (ein bisschen an Misery Signals erinnernd), beschwören am Ende gar. Allerdings findet die Nummer nicht zum Punkt und hört zudem gefühlt derart abrupt auf, als würde man in der Mitte eines Albums den Stecker ziehen.
Bis dahin ist Flipping aber eine runde Sache, verschweißt Elementen aus dem Industrial oder Nu Metal nahtlos ineinander, ist entlang der facetten zeigenden Produktion von Kurt Ballou auch  nicht erdrückend angelegt. Und dass die Riffs diesmal etwas zu generisch ausgelegt werden, macht das traumhafte Andrew Barnes-Cover locker wett. Wem It’s Inside You  also zuviel war, könnte hier glücklich werden.

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