Bush – The Art of Survival
08/15-Alternative Rock in überzeugend: The Kingdom hat die Formkurve von Bush weit genug korrigiert, damit die Briten sich auf The Art of Survival nicht wieder in den Tiefen von The Sea of Memories, Man on the Run oder Black and White Rainbows bewegen.
Zugegeben: außer zum blendenden Zugpferd Bullet Holes bot The Kingdom jetzt vielleicht ohnedies nicht sonderlich viele Gründe, um das achte Studioalbum von Bush nach seinem Erscheinen weiterhin regelmäßig zu besuchen. Dennoch war der Qualitätsunterschied der 2020er-Platte zu seinen drei grottigen Vorgängern eklatant genug, um auch ein grundlegendes Wohlwollen für die Band wiederhergestellt zu haben.
Ein Wohlwollen, das The Art of Survival nun angesichts seiner Substanz so nun bei allem Zweckoptimismus gar nicht gebraucht hätte, reklamiert Rossdale doch, dass The Kingdom kein qualitativer Ausreißers war, auch wenn das Niveau zwei Jahre später nicht ganz gehalten wird. Dafür gibt es zu frappante Schönheitsfehler im Kontext, wenn wenn Bush mit mehr Alben auf dem Konto ihres zweiten Lebens als in der ersten Phase der Existenz diesmal alles merklich heavier als zuletzt sehen.
Die im Studio phasenweise arg penetrant glattgebügelte Stimme Rossdales (die in feinen Human Sand zudem bemüht gallig intoniert und im hymnisch aufgehen wollenden, aber blass bleibenden Kiss Me I’m Dead träge ausgeleuchtet wird) sowie seine unbeholfenen über Gott und den Zustand der (technologischen) Welt lamentierenden Texte nerven gelegentlich über der Schmerzgrenze aufgrund ihres repetitiven Charakters, da ohnedies jeder einzelne Songs zu ausführlich ausgefallen ist. Zudem geht der Platte in der zweiten Hälfte manchmal ein wenig die Puste aus: Identity skandiert im Pre-Chorus bemüht um einen Marilyn Manson’schen metallischen Hardrock zu bieten, der ästhetisch abholt, kompositorisch aber schwächelt. Creatures of the Fire ist schön angenehm ruhig, atmosphärisch durchatmend, plätschert aber ziellos. Judas is a Riot kann danach die Zügel für den Chorus zwar enger ziehen, bleibt aber belanglos, bevor Gunfight exemplarisch einen verdammt okayen Standard liefert.
Hätte wenigstens Co-Produzent Erik Ron bei diesen Punkten besser aufgepasst, wäre aus dem Material von The Art of Survival jedoch locker ein mindestens gutes Album auf Augenhöhe mit The Kingdom destillierbar gewesen.
Nicht falsch verstehen: Auch so gelingen all ganzen Post-Grunge/ Alternative Rock-Souveränitäten nach dem tollen Einstieg über das stimmungsvoll-bassmassive, beinahe spacerockig-monolithisch röhrende (sein ideales Ende jedoch verpassende) Heavy is the Ocean, dem wirklich catchy auftretenden Slow Me und der kompetent zum Industrial-Nu-Metal schnipsenden Single More Than Machines, haben als solide Kost gelungene Hooks und Melodien.
Ebenso überzeugend: May Your Love Be Pure lehnt sich etwa gedrosselt in eine düstere Zähheit, derweil Shark Bite sich als nostalgischer Ausblick gefällt, der mit Grandezza und Härte Tragweite (und Freak-Verbundenheit) zeigt, bevor 1000 Years mit trappig-pluckernden Beats am ätherisch fließenden R&B überrascht, ohne wirklich aus dem Rahmen zu fallen – sondern eher andeutet, dass Bush auch abseits ihrer wiedererstarkten Komfortzone ramponierte Überlebenskünstler sein könnten.
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