Burial, Four Tet & Thom Yorke – Her Revolution / His Rope
Überraschender Coup: Burial, Four Tet alias Kieran Hebden und Thom Yorke haben Londoner Plattenläden kurzerhand mit der Single Her Revolution und His Rope versorgt.
Bei einer derartigen Konstellation ist freilich nichts so einfach, wie vom Ergebnis enttäuscht zu werden – zumal Yorke selbst vor vier Jahren (also sieben Jahre, nachdem sich Four Tet und Burial bereits einmal für die Single Moth / Wolf Club zusammengetan, und der Radiohead-Sänger die Kollaboration 2011 über die beiden Songs Ego und Mirror zur Trio-Formation aufwertete) wenig Hoffnung auf einen neuerliche Zusammenarbeit machte: „I did another thing, but the vocal was too dark, according to Kieran. For me, that’s, ‘Really? Too dark, even for me? OK.’”
Das weckt auf der anderen Seite freilich auch Neugier, und auch wenn es in dieser ambivalenten Ausgangslage gar nicht klar ist, ob Her Revolution und His Rope nicht ohnedies aus anderen Sessions stammen, als jenen, von denen Yorke 2016 sprach, spielt letztendlich aber eigentlich ohnedies keine Rolle: Die zwölf Minuten dieser 12“ liefern ab – nicht nur entlang der Erwartungshaltung.
Immerhin tut die Zusammenarbeit den – zuletzt gefühlt doch zu sehr ins formelhafte gedrifteten – Solodiskografien der drei Musikern ebenso gut wie der Allstar-Formation an sich, indem die jeweiligen Komfortzonen über eine beruhigte Ausrichtung in den vom verträumten Downtempo und herzerwärmenden Trip Hop dezent zum verschwommenen Ambient Pop aufgelöst werden, obwohl sich freilich alle Parteien aber dennoch Trademarks behalten: Burial etwa das knisternde Lo-Fi-Rauschen, Yorke seinen melancholisch entrückten Gesang, Four Tet das organische Verweben elektronischer Moleküle.
Her Revolution besticht so als traurige Zeitlupe, deren komplett entschleunigter Beat eine Sphäre entfernt zu laufen scheint. Auch die geloopte Sitar (?) ist psychedelisch entrückt und der Gesang schippert unaufgeregt durch den Äther treibend. Ein Amalgam, das spätestens beim zweiten Durchgang ein schmeicherlweicher Ohrwurm von betörender Subtilität ist, während das Trio die Nuancen im Verlauf verschiebt und die minimalistischen detaillierten Texturen mit extrem viel Gefühl variiert – irgendwann ertönen Schellen und der Song löst seine Konturen vor einem stillen Appendix mit schwereren Synthie weiter in die Fläche auf. His Rope scheint danach erst konkretere Formen zu bedienen, wirkt wie eine sediert R&B-Ballade von niemals greifbaren Schönheit, die in einer fast apathischen Lethargie jedoch genau genommen weniger Reibungsflächen bietet als Her Revolution.
Auch wenn das Niveau der Einstiegsnummer damit nicht über sie volle Distanz gehalten wird, ist dieses Gipfeltreffen als wunderbare Überraschung zum Abschluss des Jahres hoffentlich nur Ausblick auf weitere Zusammenkünfte des Trios, oder zumindest eine breitere Verfügbarkeit der bisher auf 100 physische, bereits für dreistellige Beträge gehandelte Vinylplatten.
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