Burial + Blackdown – Shock Power of Love EP
Die Clubs haben noch geschlossen, doch Burial und Blackdown versetzen auf der Shock Power of Love EP, ihrem ersten Zusammentreffen nach 15 Jahren, über die Londoner Dance-Szene hinaus bereits in Bewegung.
Kein Grund allerdings für Martin Clark, dass er für dieses Wiedersehen besonders exklusives Material auffahren würde. Neben This Journey VIP, einem Update von, richtig, This Journey, in dem der Bass nun lautergedreht wurde, um den körperliche Zuspruch zu erhöhen, das Ergebnis aber nur ein unspektakulär-eindrucksloser, zielloser Standard-Vertreter im Spannungsfeld aus UK Garage, House Ambient und 2-Step Standard bleibt, gibt es von Blackdown noch einen Remix von Heatmaps Arklight – flippig rhythmisiert, mit futuristischen Laserstrahlen und rotierende Subbässe ausgeschmückt.
Komplettisten werden das eventuell zu schätzen wissen, für den Gelegenheitshörer bleibt der essenzielle Mehrwert der beiden Nummern jedoch bei aller zu attestierenden Kompetenz verborgen.
Zumal Burial im Wechselspiel dann doch merklich in einer anderen Klasse spielt. Obwohl dessen Diskografie nach einer makellosen Zeit ab 2013 doch einen (mal nur subtil merklichen, dann doch offensichtlich steilen) Sturzflug hinlegte und seitdem nur sporadisch – etwa mit brillanten Kollaborationen – überzeugt.
Mit zwei neuen Zehnminütern bleibt er ungeachtet dessen vorerst jedoch vor allem seinem Schwenk zum bewegenden Tanzflächen-Soundtrack von Claustro / State Forest treu, mehr noch: Burial klingt diesmal so optimistisch, positiv und unbeschwert wie nie zuvor.
Dark Gethsemane fängt so durchaus toll mit einem eiligen, entschlacktem Beat an, der die Atmosphäre knisternd um Trademarks erweitert und sparsam pumpt, seinen Titel hypnotisch loopt und eine markante Basslinie durch den Song führt, der direkt zum Rave der 90er versetzt. Das ist aber nur so lange gelungen, bis nach knapp der Hälfte der Spielzeit der Twist zu einem erhebenden, hymnisch funkelnden Synth-Meer erfolgt, in dem William Emmanuel Bevan ein Sample („We must shock this nation with the power of love!“) so repetitiv einsetzt, dass es bald schlichtweg unsagbar nervig penetriert. Ohne Ende.
Space Cadet pumpt später sogar noch beschwingter und so erstaunlich leichtgängig mit locker-verträumt funkelnden Loops, durchaus erfrischend jubilierend, voller souliger Feierlichkeit. Das nimmt immer wieder neuen Schwung unter der Endorphin-Dusche, so ausgelassen und verspielt. Gut so!
Was den Amplituden in der Diskografie von Burial also durchaus neue Extreme zeigt – nur erzeugen diese subjektiv dann aber eben doch nicht ansatzweise jene Tiefenwirkung, wie die melancholische Seite des Briten. Die Shock Power of Love EP ist insofern zwar nur eine bisweilen redundante Gebrauchsmusik geworden, zumindest Fans des mysteriösen Engländers sollten aber ein Ohr riskieren.
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