Built to Spill – Built to Spill Plays the Songs of Daniel Johnston

von am 26. Juni 2020 in Album, Sonstiges

Built to Spill – Built to Spill Plays the Songs of Daniel Johnston

Die personell um Doug Martsch wieder einmal neuformierten Built to Spill waren zuletzt als Backingband von Daniel Johnston geladen: „This is what those rehearsals sounded like„. Nun zollt die Indie-Institution dem ewigen Geheimtipp Tribut – „Recorded in 2018 by Jim Roth and featuring Steve Gere on drums and Jason Albertini on bass„.

Auch wenn die gelungene Compilation The Late Great Daniel Johnston vor über eineinhalb Jahrzehnten ihr bestes getan hat, um das Gegenteil zu beweisen, bleibt es Fakt, dass es nur wenige Bands gibt, die die Kunst beherrschen, die eigenwilligen, windschiefen, schrulligen Kompositionen des 2019 verstorbenen Outlaws aus Kalifornien gewinnbringend zu covern.
Doug Martsch ist da insofern alleine dank Some Things Last a Long Time ausgewiesener Experte. Und zudem schlau genug, dass er Built to Spill Plays the Songs of Daniel Johnston fünf Jahre nach dem hervorragenden Untethered Moon auch gar nicht unbedingt als Teil des regulären Kanons verstanden wissen will, sondern die versammelten 34 Minuten als nonchalante Verneigung leicht abseits der eigenen Diskografie positioniert. Dafür geht die Band einfach zu zurückhaltend und subtil mit dem simplen Material um, spielt zweckdienlich und bescheiden, ohne die eigenen Trademarks aufzudrängen oder etwaige dominante Gitarrenarbeiten zu initiieren. Built to Spill bleiben ständig in der Rolle der Begleitband, die im schlichten Lo-Fi-Sound unaufdringlich hinter dem Andenken Johnsons steht – selbst wenn dies bedeutet, inszenatorisch auch immer wieder in die harmlose Nebensächlichkeit zurückzutreten.

Die aufgefahrenen elf Nummern sind demnach nicht nur bekömmlicher und zugänglicher als die Originale, sondern auch weniger essentiell, leben jedoch von ihrer authentischen Zuneigung, warm und unkompliziert, liebenswürdig entwaffnend. Zwar bleibt es so für Neuankömmlinge im Kosmos von Johnson vielleicht schwer zu sagen, ob nun der Eindruck überwiegt, dass Built to Spill mehrmals Variationen des selben Songs zu spielen scheinen, oder aber jener, dass jeder einzelne davon eine Vertrautheit besitzt, als käme ein irgendwann in Vergessenheit geratenes Kleinod aus den 50er oder 60ern wieder ans Tageslicht, dass sich dann doch vage im kollektiven Gedächtnis gehalten hat.
So oder so spricht es allerdings für die Ästhetik und die Herangehensweise der Interpretation, dass sich eine Debatte darüber letztlich ohnedies erübrigt und man lieber in den Charme der Platte eintaucht.

Schließlich holt gleich Bloody Rainbow mit seinen twistend-shuffelnden Rock‘n‘Roll-Verve ab, bei dem Martsch mit heiserer Stimme aus dem Reverb singt, bevor das zurückgelehnte Tell Me Now eher in den Jangle-Pop schrammelt und Honey I Sure Miss You ein ebenso melancholischer Lovesong bleibt, wie Impossible Love das schwere Herz als legerer Slacker übersteht.
Heart, Mind and Soul wirkt über seinen bittersüßen Nostalgie-Refrain vielleicht sogar mehr denn je wie ein Evergreen aus dem Eis am Stiel-Fundus, während der flotte Singalong Good Morning You zu austauschbar auftritt – besser macht das sehr ähnlich schon das schmissige Life in Vain. Das lockere Mountain Top bedient mit klackernder Eigenwilligkeit die Akustikgitarre und schweift über seine kurze Spielzeit dazu mit latenten Nuancen in den psychedelischen Westen ab und selbst ein Refrain mit Nervpotential wie Queenie the Dog funktioniert hier eher wie ein unschuldiger Ohrwurm. Fake Records of Rock & Roll bratzt mehr, bleibt aber fluffig Naivität ohne Konsequenz und Fish ein unbekümmerter kleiner Rocker aus dem Handgelenk der noch einmal unterstreicht, dass Built to Spill Plays the Songs of Daniel Johnston vielleicht kein Spektakel ist, aber ein rundum feines Coveralbum, das von Herzen kommt und angenehm zu hören ist.

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