Bryce Dessner – The Kitchen
Neben dem üppigen The National-Doppelalbum I Am Easy to Find hat der Bryce Dessner seine Diskografie in den vergangenen Monaten bereits über eine Kooperationsplatte mit Bonnie ‚Prince‘ Billy sowie dem kammermusikalischen Orchesterwerk El Chan aufgefüllt. Nun folgt in Form von The Kitchen auch noch seine erste Soundtrackarbeit (von insgesamt drei für 2019 angekündigten).
Weiß man um die eigentlich Leidenschaft vom Dessner und verfolgt das Betätigungsfeld abseits seiner Stammband – Stichwort: Klassik und Streicherarrangements – kann die relativ nahe an seiner ursprünglichen Profession veranlagte Ausrichtung von The Kitchen paradoxerweise sogar überraschend – für die dreizehn versammelten Stücke konzentriert sich der Wahl-New Yorker immerhin vornehmlich auf seine Gitarre und die dazugehörigen Effektpedale.
Das lässt Nummern wie das bewegend-schöne Wine Table, den tonalen Morgentau Claire and Gabriel oder das versöhnliche The Beginning geradezu elegisch traumwandeln, zeichnet kontemplativ perlend tröstende Melancholien, die Ansätze aus dem Dream Pop als strukturoffenen Postrock zum darin schwelgen interpretieren: Wundervolle Kleinode sind das, eben auch absolut unkonventionelle Untermalungen für eine Crime-Story.
Immer wieder addiert Dessner (beispielsweise in dem hoffnungsvoll glimmernden The Homecoming) dann noch subtil-herrschaftlich zurückhaltende Streicher im Hintergrund; manchmal auch sanfte Perkussion, die wie in Break Up und Shodown trotzdem etwas martialisches treibendes an sich hat – meistens auch beides zugleich. Dann klingt nicht nur das leise aufbrandende Liquor Store countryesk sehnsüchtig anmutend, weswegen The Kitchen im Kern auch wie ein gutes, aber dezent nicht zu Ende gedachtes Western-Werk von Grails wirken lässt, das mit mehr Ausführlichkeit ein triumphales Stück Nostalgie hätte werden können. Die oft nur sekundenlangen Stücke wie Finding Cash, Italian Street War, das dramatisch pulsierende Ruby’s Secret und Leaving Brooklyn sind eben eher nur Skizzen, die ohne finale Konsequenz ob des angedeuteten Potentials etwas unbefriedigend entlassen, weil man sich durch den kurzen Bewegungsradius nicht restlos in den Klangwelten verlieren kann.
Dem Ganzen ein lebendiges The Chain-Cover von The Highwoman voranzustellen, ist insofern (stilistisch) nicht unschlüssig, aber ob der keineswegs inspirierten Aufarbeitung des Fleetwood Mac-Klassikers auch irgendwie absolut obsolet.
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