Bryan Ferry – Love Letters
Sehr nett: Bryan Ferry wandert durch die Vergangenheit und interpretiert auf Love Letters vier klassische Romantik-Songs im gewohnt zartschmelzenden, elegant-kontemplativen Sophisti-Pop-Lounge-Outfit samt zeitloser Grandezza.
„Recording began in Nashville whilst on tour in 2019, with work on the EP continuing in London in 2020. In the US the band included Luke Bullen on drums, Chris Spedding on guitar, Neil Jasonon bass, Fonzi Thornton on backing vocals and Waddy Watchel on guitar. Back in London recording continued with Tom Vanstiphout on guitar, Chloe Smith on keyboards, Tugg (Nathan Curran) on drums, Marina Moore on viola and Lucy Wilkins on violin.“ fasst der Beipackzettel der rein digital veröffentlichen EP die personelle Besetzung dieser insgesamt 15 Minuten zusammen, die dafür sorgt, dass Ferry sich auf Love Letters in ein umsichtig den Hintergrund bespielendes und unaufdringlich arrangiertes Ambiente zurücklehnen kann – ein solches gar, das sich so subtil als Backdrop für seine mittlerweile schon auch schwindende, gehauchte, aber immer noch mit unendlich viel Charisma ausgestattete Stimme zurückhält, dass die spartanische musikalische Seite des Kurzformates fast wie ein elektronisch erstellter Wohlfühlen-Teppich für den legendären Crooner anmutet.
Der Wirkung einer angenehmen, im besten Sinne unaufregenden EP kommt dieser Komfort jedenfalls entgegen. Der Titelsong Love Letters (von Ketty Lester im Jahr 1961 geschaffen und laut Ferry „a beautiful haunting ballad with a simple country flavoured piano”) lässt sich nämlich von einem smoothen Beat samtweich treiben, die verträumt perlende Gitarre darf strawanzen und den schöngeistigen Wohlklang erforschen.
Bei der längst im kollektiven Gedächtnis der Popkultur angekommenen Burt Bacharach/ Hal David-Nummer I Just Don’t Know What To Do With Myself („I’d always wanted to do one of their well-crafted songs, and this is one of their most famous“) dominiert dagegen ein Piano, dessen ruhig abgedämpfte Melodramatik bittersüße Streicher finden, während Fooled Around And Fell In Love (von Elvin Bishop) rhythmisch mehr Präsenz aus den 70ern in der ätherischen 80er Zeitlosigkeit bekommt, die hier räumlich plätschern darf, und The Very Thought Of You (von Ray Noble aus dem Jahr 1934) als einer von Ferrys Lieblingssongs überhaupt schon wie eine ätherische Midi-Trance anmutet.
„I like extending my repertoire by covering songs from different genres and different times. It can be an interesting challenge, finding the best way to interpret them in my own style – whatever that may be” – womit Ferry nicht ganz daneben liegt, weil er sich das Ausgangsmaterial auf absolut homogene Art wirklich zu Eigen macht – per se interessant ist diese gefällige Diskografie-Fußnote aber nur bedingt.
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