Brutus – Sand
Zum einjährigen Jubiläum von Nest (und gewissermaßen auch anstelle der abgesagt werden müssenden US-Tour) serviert das belgische Trio Brutus mit Sand einen übrig gebliebenen Song aus den Sessions ihres Zweitwerkes.
Sand braucht in dieser stiefmütterlichen behandelten Rolle keine Vorlaufzeit, prescht energisch los, zeigt einen punkigen Zug nach vorne, so dringlich wie leidenschaftlich. Die Gitarre arbeitet am konzentrierten Riff und math-lästig zur Decke gestreckt gezirkelt, etabliert darüber gelegt flirrende Postrock-Spannungsbögen in bester Dredg-Manier. Der Bass grundiert pummelig, die Drums treiben straight. Und auch wenn die langgezogenen Gesangsmelodie absolut typisch auftritt, im Fundus der Band bereits vorhanden zu sein scheint, ist das ebenso catchy und hungrig wie majestätisch.
Doch erst wenn Sand sich ausbremst und den dringlichen Post Hardcore ins Epische wachsen lässt, zeigen Brutus wirklich auf. Dann wird das Album-Überbleibsel jenseits der Resteverwertung in der bedächtigeren, atmosphärischen Tiefe badend eine elegischere, ruhigere Beschwörung, agiert aber umso eindringlicher, und entfaltet erst hier seine hintergründig verträumte, melancholische Klasse, wo der Einstieg abseits des herrlich kanalisierten Drucks wenig zu entdecken bietet.
Hinten raus bäumt sich Sand zudem noch einmal kraftvoll auf und ist dann beinahe zu abrupt beendet, lässt aber keine Zweifel zu, dass die dreieinhalb Minuten der Single auch auf Nest herausgestochen hätten. Weswegen sich das Stück auch absolut als zukünftiger Live-Kracher empfiehlt.
Stichwort Live: Die anstehende Tour durch die USA mußten Brutus zwar Corona-bedingt absagen. Ebenso nostalgisch wie zweckoptimistisch nach vorne blickend bekommt Sand allerdings als Ausblick auf kommende Auftritte der Band einen Video-Zusammenschnitt vom vorerst letzten Auftritt des Trios spendiert – bei dem übrigens exklusiv auch ein Cranberries-Cover sowie eine Piano-Version von Horde V am Programm standen: „This video of this new song is built on live footage of our last show in Ghent, Belgium, only 4 weeks ago. At this point it’s so unreal to watch everyone having fun, sharing sweat and hugs on and off stage. The COVID-19 virus is taking our world by storm and has big consequences on all of us. We thought for a minute about not using this footage, but we have to. Because it’s clear: if we want to share awesome moments like these again in the near future, we all need to take responsibility here. We have to sit this one out and all do our part.„
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