Broken Social Scene – Let’s Try the After (Vol. 2)
Volume 1 von Let’s Try the After hat ja doch ziemlich konsequenzfrei in der Luft hängend entlassen. Volume 2 der EP-Reihe von Broken Social Scene nimmt sich trotzdem erst einmal Zeit für einen müßigen Anlauf.
Das zweite Segment der Kurzformat-Veröffentlichungsriege startet in Form von Memory Lover ebenfalls mit einem Interlude – leider ein ähnlich unrelevantes wie es The Sweat Sea auf Volume 1 darstellte. Nach dieser dümpelnden Bagatelle wissen der hiernach an allen Stücken die Leadstimme übernehmende Kevin Drew und seine Schar allerdings kaum, in welche Richtung das Kollektiv zuerst will.
Das starke Can’t Find My Heart geht mit einer überschwänglichen Hymnenhaftigkeit gleich in den dringlich zur Decke gestreckten Modus und holt damit entlang vieler etablierten Broken Social Scene-Tugenden nahtlos ab. Und auch Big Couches wäre eine sehr okaye Standardnummer, wenn Drew nicht vollkommen deplazierten Autotune über die Komposition kippen würde. Der ohnedies polarisierende Effekt wirkt hier nämlich nicht nur willkürlich verwendet, weil das baukastenförmige Songwriting darunter absolut kein Bedürftiges nach diesem Stilmittel hätte, sondern sogar regelrecht substanzschädigend, indem das an sich ja kompetente Grundgerüst unter dem Einsatz leidet.
Etwas besser gelingt der erweiternde Spagat zur Indietronic deswegen im titelspendenden Stück, indem Drew hier ein elektronisch ausfransendes Klangexperimente zimmert, das ohnedies keinerlei Pflichtgefühl bedienen will. Ähnlich zerfahren beschließt Wrong Line das Sammelsurium, indem die Nummer beginnt wie eine entfernte Erinnerung an Boys of Summer, dann aber nicht über eine latent an die 80er angelehnte Skizze des Animal Collective rankäme.
Gerade über die unausgegorene zweite Hälfte der EP kristallisiert sich deswegen heraus, dass Let’s Try the After (Vol. 2) in Relation zum im Februar vorausgeschickten ersten Teil der Reihe zwar die interessanteren Perspektiven aufzeigt, aber nicht nur die schwächeren Songs besitzt, sondern auch das holprigere Gesamtpaket darstellt – und insofern durchaus Fragezeichen hinter dieser mitunter diffus aufgesplitteten Songsammlung entlässt. Die bisweilen magische Klasse der ersten drei Studioalben ist hier jedenfalls zu keinem Zeitpunkt in Griffweite.
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