British Theatre – Dyed in the Wool Ghost
Falls nach der ersten EP noch Irritationen geherrscht haben sollten ob Mike Vennart und Richard „Gambler“ Ingram tatsächlich den Schnitt zu ihrer überragenden Vorgängerband wagen würden, merzt das zweite Kurzformat ‚Dyed in the Wool Ghost‚ diese Fragen nun über 23 Minuten hinweg aus.
Wenn Oceansize eine Rockband waren, dann sind British Theatre eine Elektronikband. Sicher: Songs wie ‚As The Leaves Are To The Limbs‚ passen hier wie dort nahtlos und perfekt ins Kontingent ohne aus der Reihe zu tanzen, weben feine Gitarrenlinien über sorgsam orchestriert tänzelnde Rhythmen, bleiben suchend im weitläufigen Klangraum. Ihre Vorstellungen von Songwriting haben Vennart und Ingram seit dem Split der britischen Progrock-Großmacht eben nicht vollends über den Haufen geworfen, allerdings durchwegs neue Akzente gefunden, um diese zu artikulieren.
Zahlreiche Synthesizer verschaffen den Songs ein noch sphärischeres Antlitz, treiben flächig über verschwimmenden, reduziert arrangierten Schichten aus kleinen Pianoideen, gerne auch unorganischen Beats (‚The Gift’s Demands‚, ‚Give A Man Enough Rope And He Will Hang Us All‚). Nur selten zeigt die Band einen direkten Zug zur Griffigkeit (‚Defeat Skeletons‚), produziert ansonsten M die stets einige Meter unter dem Meeresspiegel zu Driften scheinen: nachdenklich, atmosphärisch, behutsam.
Das kann wie im abschließenden ‚Helicopters‚ gar soweit führen, dass British Theatre ohne stilistischen Bruch plötzlich ihre eigene Auffassung von Trip Hop gedeihen lassen, ohne fesselnde Perspektive über jazziger Slow-Motion halluzinieren und sich ganz der sanft vibrierenden Dynamik hingeben.
‚Dyed in the Wool Ghost‚ schließt damit den auf (der etwas stärkeren) ‚Ep‚ begonnen Abnabelungsprozess von Oceansize weitestgehend ab ohne alle Verbindungsseile zu kappen, präsentiert British Theatre eher als Umdenken in digitale Welten denn als absoluten Umbruch nach der Vorgängerband. Schön übrigens auch, dass es ‚Dyed in the Wool Ghost‚ im Gegensatz zur ersten EP auch in äußerst schicker physischer Form zu erwerben gibt. Womit die Zeichen für das hoffentlich bald folgende Debütalbum durchwegs auf Großes deuten.
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