Brandon Boyd – Echoes & Cocoons

von am 25. September 2022 in Album

Brandon Boyd – Echoes & Cocoons

Zwölf Jahre nach dem schon seinerzeit wenig Beachtung generierenden und seitdem in Vergessenheit geratenen The Wild Trapeze artikuliert Brandon Boyd seine Solo-Ambitionen mittels Echoes & Cocoons im Elektropop.

Was auf den ersten Kontakt irritierend klingen kann, entpuppt sich natürlich auch vor dem Hintergrund, dass die 10er-Jahre für Incubus entlang der beiden mediokren Alben If Not Now When sowie 8 nicht gerade begeisternd verlaufen sind, als überraschend gute Idee – zumal gerade der Einstieg in Echoes & Cocoons mit ein wenig Abstand ziemlich formidable gerät.
Dime in My Dryer stellt die Receiver auf eine Art sinistren Mario-Geisterhaus-R&B mit wummerndem Bass ein, der seinen Groove bis zur orientalischen Mystik schleppt, bevor das unterkühlt und zurückhaltende A Better Universe einen Refrain anbietet, dessen Dramatik beschwörend wummernd mit angenehm viel Understatement inszeniert wird. Der Ohrwurm Pocket Knife ist sogar noch schöner, weil gefühlvoll anmutig und weich verträumt. Ja, diese Umgebung steht Boyd und seiner Stimme, kommt zudem dem Songwriting entgegen.

Daraus, dass das restliche Material dieses Niveau nicht halten kann, ist freilich schade, aber nicht ärgerlich – das mit aufgeräumtem Hip-Hop-Gerüst zu einem astral schimmernden Klimax findende Two Months and a Day; ein More Better, das psychedelisch im Halbschlaf so kontemplativ schippert, um mit einem mäandernden „Ohooohooo“-Sedativum zu betören; der solide, aber wenig aufregende Standard-Filler Petrichor oder das an die Lounge Monkeys angelehnte Doppel aus Ad Infinitum (das erst die Schaltkreise a la Yorke klackern lässt, um plötzlich einen Streicherscore für Bond machen zu wollen, ohne wirklich die Hooks dafür zu haben…da können die Last Shadow Puppets noch so pfeifen) und dem stacksenden New Dark Age (in dem ein verdächtiger cinematographischer Suspense kantiger agiert) fächern das Szenario zumindest kurzweilig und ausfallfrei auf.

Spätestens wenn mit mit Fly on Your Wall (ein am Klavier gespieltes Echo von Here in my Room, das sich ein bisschen zu tranig im Falsett dorthin sehnt, wo Nick Cave eine choral schunkelnde Gemeinschaft in der Bar anstiften würde) und End of the World (eine Jazz Pop-Ballade für den Abspann einer aus der Zeit gefallenen Romantik, leider abseits der Ästhetik zu schnell vergessen und austauschbar) zwei Nummern aus dem Rahmen fallen, scheint es allerdings doch so, als hätte ein strenger selektiertes Echoes & Cocoons aufgeteilt auf zumindest zwei Kurzformate besser funktioniert.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen