Boygenius – Boygenius Demos
Mag der (sozialpolitische und charitative) Zweck auch die Mittel rechtfertigen, muß man schon ehrlich festhalten: Die Demos zu ihren drei bisherigen Singles brauchen wohl nur die darbendsten Boygenius-Fans.
Zumindest Chronisten können erwartbare Rückschlüsse auf die Entwicklung der Kompositionen hin bis zur starken selbstbetitelten EP von 2018 ziehen: Das Grundgerüst jeder Nummer war, wie zumindest die drei hier aufgefahrenen Aufnahmen vom 5. Juni 2018 demonstrieren, ein unaufgeregtes Akustikgitarrengeklampfe mit ausformulierten, aber damals noch zögerlicher suchendem Gesang. Ohne den vollen, zum Indie-Folk und -Rock tendierenden Bandsound bleiben so als Wurzeln etwas kantigere, drahtigere und noch nacktere Singer-Songwriter-Skizzen ohne derart klare Hit-Konturen übrig; dafür fangen Studiogespräche den nonchalanten Spaß ein, den Lucy Dacus, Phoebe Bridgers und Julien Baker bei den Sessions hatten.
Was angesichts der Tatsachen, dass der beste Boygenius-Song mit Souvenir ohnedies eine Acoustic-Nummer darstellt, und sich die selbstbetitelte EP subjektiv ohnedies zu konventionelle Produktionsformen wählt, eine an sich schon sehr feine Sache ist. Nur ist der Sound der Demos zu Bite the Hand (diese permanent fiependen Störgeräusche!), Me & My Dog und vor allem einem dünn an der Schmerzgrenze wandelnden Stay Down (dem sein finaler Baukastenausbruch dann hier doch noch markant abgeht) so suboptimal am extrem leisen LoFi-Voicemailklang gehalten, dass die wirklich gut passende Ausrichtung der Nummern im noch reduzierteren Gewand einfach nicht ihr theoretisch Potential entfalten können.
Daher sich der Erkenntnis- und Mehrwert so in Grenzen hält, wären neu eingespielte Acoustic-Versionen vielleicht nachhaltiger gewesen. Doch alleine aufgrund des EP-Titels und seiner limitierten Verfügbarkeit kommt da keine falsche Erwartungshaltung auf: Das hier sind Demos – nicht mehr, nicht weniger.
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