Bouncing Souls – [08.12.2011 – Arena, Wien]

von am 14. Februar 2012 in Konzerte, Reviews

Bouncing Souls – [08.12.2011 – Arena, Wien]

Angesichts der Tatsache, dass die Bouncing Souls den einzigen Europa Stop ihrer “For All The Unheard  Tour“ in Wien einlegten, ist es fast ein Muss dieses Konzert zu besuchen. Denn ganz ehrlich, wie oft bekommt man schließlich die Möglichkeit, eine Band derart intensiv live zu erleben, 4 Mal in Folge. Kurz: 4 Tage Bouncing Souls und 8 Alben versprechen einiges. Zudem sich auch die Supportbands durchaus sehen lassen können.

Der erste Abend war für die ersten Alben der Jungs aus New Jersey reserviert, die zumindest mir wenig bekannten „The Good, The Bad and the Argly“ und „Municap Laughter“. Sie versprühen im Gegensatz zu den späteren Alben, welche mehr hymnische und melodische Teile enthalten, jenen Charme der Anfangstage der Band, in denen schneller, direkter Punkrock noch mehr Raum hatte. Die Alben wurden jedes für sich, gemäß der Tracklist heruntergespielt, und schon bei der Präsentation der jeweiligen Platte kam gute Laune auf, da es wie bei einem Boxkampf von statten ging; inklusive passender Sounds.

Einmal auf der Bühne spielten die Souls ihre Routine in Sachen Liveshows aus, Sänger Greg Antonio zog seine bekannt-eigenartige Bühnenshow von Anfang an, ungeachtet der schnelleren Riffs, konsequent durch. Auch der Rest der Band präsentierte sich durchaus spielfreudig, Stimmung kam allerdings an diesem ersten Abend noch nicht wirklich auf. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass nur Hardcore Fans die ersten beiden Alben wirklich gut kennen. Trotzdem sind die Lieder der Anfangszeit es auf jedenfalls wert, einmal live gehört zu werden.

Die Laune des Publikums war am 2. Tag schon wesentlich besser, standen doch frühe Highlights der Bandhistorie, „Hopeless Romantic“ und „The Bouncing Souls“ auf dem Programm. Inklusive Songs wie „Kate is Great“ und dem Titeltrack „Hopeless Romantic“ , welche natürlich immer für Stimmung sorgen. Auch lassen sich an dieser LP bereits Ansätze späterer Qualitäten eindeutig erkennen. Es schien auch beinahe so, dass sich die Band mehr auf diese Alben freute, schien sie doch energischer zu Werke zu gehen als tags zuvor. Trotz allem nur ein Vorgeschmack auf den, aus meiner Sicht, Highlight-abend, der an Tag 3 wartete.
Bei der Kombination Tommy Gun als Vorband und den Killeralben „How I Spent My Summer Vaction“ und „Anchors Aweight“ konnte eigentlich nichts schiefgehen. Die Jungs boten mit ihrem leicht rotzigen- Punkrock/Hardcore Sound den perfekten Soundtrack für ein kühles Einstimmungsbier, und bewiesen nebenbei, dass sie seit der Supportshow für Pennywise in Graz noch ein Stück besser geworden sind. Gespielt wurden vorwiegend Songs vom aktuellen Release Always True, der Titelsong war auch der perfekte Abschluss bzw. Vorbote auf das was da noch kommen sollte. Nach dem obligatorischen Intro inkl. Präsentation der LP wechselten sich Gänsehaut und Freunde ab. „How I Spent My Summer Vacation“ ist einfach ein Meisterwerk, vollgepackt mit Sing-Along- Chören, unzähligen tätowier-fähigen Einzeilern und unvergesslichen Melodien. Meiner Meinung nach die Bouncing Souls am Höhepunkt ihres Schaffens. Ein Hit jagte den anderen, von „Private Radio“ über DEN Mega-song „True Believers“ bis hin zu dem abschließenden „Gone“, keine einzige Schwachstelle war zu finden. Auch die vier Bandmitglieder leisteten sich an diesem Abend keine, und nachdem „HISMSV“ wirklich jeder Fan mitsingen kann, wurde jedes Lied mehrstimmig gesungen. „Anchors Aweight“ setzte nach einer kurzen Bierpause genau dort fort, wo How I Spent…. aufhörte, zwar nicht mit derselben Stimmung und Hitdichte wie sein Vorgänger, aber dank Nummern wie „Kids and Heros“ dennoch noch immer top. Ein guter Abschluss für einen schönen Abend.
Nach 3 Tagen Bouncing Souls wird es sogar einem Fan wie wir manchmal etwas zu viel und so fehlte vor dem letzten Tag schon etwas die Motivation, sodass wir Radio Havanna ausließen und lieber den lauen Sommerabend in der Arena genossen. Abgesehen davon hielt ich Radio Havanna schon seit Längerem für einen müden „ZSK“- Abklatsch ohne deren inhaltliche Schärfe. „The Gold Record“ und „Ghost on a Broadwalk“ standen am letzten Abend am Programm, und irgendwie kam so etwas wie Melancholie auf, ganz so als ob man einen liebgewonnen Freund Lebewohl sagen müsste. Genau der richtige Rahmen für die beiden aktuellen Alben der Souls, die zwar 6 Jahre auseinander liegen, aber trotzdem wie aus einem Guss wirkten. „The Gold Record“ konnte mich auf CD zwar nicht wirklich so mitreißen wie frühere Werke, live überzeugte es mich dennoch vollkommen. Nicht zuletzt durch noch mehr Melodien, ruhigere Songparts und Gregs Stimme kam dieses Studioalbum auch live sehr gut rüber, vor allem der abwechslungsreiche, durch Akkordeon unterstütze Pizza Song, Midnight Mile und das großartige Letter form Iraq hört man sonst nie. Das aktuelle Album „Ghost on the Broadwalk“, das den Abschluss der Reihe darstellte, konnte ebenfalls durch seine ruhige Grundstimmung und die Abwechslung auch live überzeugen, ließ aber meiner Meinung nach zu seinen Vorgängern etwas nach.

Aber scheinbar waren den Souls 8 Alben nicht genug Live- Material und so gab es, als einzige Zugabe der 4 Shows noch zwei Coversong: „Hybrid Moments“ von den Misfits sowie den Hot Water Music-Kracher „Wayfarer“.

Vielen wären 4 Tage mit einer einzigen Band wohl zu viel, mir wurden allerdings viele Facetten und Songs einer großartigen Gruppe bewusst, die mir zuvor scheinbar entgangen waren. Auch bekommt man nur so die Gelegenheit die komplette Geschichte und Entwicklung einer Combo, von den schroffen Punk/Hardcore Wurzeln à la „Municap Laughter“ über hymnischen SingAlong- Punkrock wie sie auch bei HISMSV bis zum Status Quo, in Form von abwechslungsreichen Pop Punk, zu finden sind, live mitzuerleben. Once in a Lifetime…

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