Botch – One Twenty Two
Dass da zwei Jahrzehnte nach der Trennung noch etwas von Botch kommen könnte, hat sich hinter vorgehaltener Hand (und sozialen Medien) ja seit einiger Zeit (also: seit dem Deal mit Sargent House) abgezeichnet. Die Klasse der doch irgendwo aus dem Nichts kommenden Abrissbirne One Twenty Two trifft dann allerdings ziemlich unvorbereitet.
Zwar irritieren die Begleitumstände der Veröffentlichung: Warum der „first new Botch song in 20 years“ nur digital für sich stehen darf, physisch aber so willkürlich an das Finale des demnächst erscheinenden Re-Release von We Are the Romans hinten drangepappt wurde, bleibt ein einziges Mysterium – zumal die neuen 136 Sekunden stilistisch eher an An Anthology of Dead Ends von 2022, als das Meisterstück von 1999 denken lassen: Weniger vertrackter Math, dafür mehr straighte Hardcore-Attitüde.
Doch sei es wie es sei: One Twenty Two („written and recorded by the four original members -Bassist Brian Cook, Guitarist David Knudson, Drummer Tim Latona and Vocalist Dave Verellen“) ist überraschend, bockstark und mutet in etwa so an, als würden Botch die Vorzüge einer zeitgenössischen Produktion für eine Nummer nutzen, die schon auch klingt, als wäre das Quartett einerseits niemals weggewesen, während andererseits auch massive These Arms Are Snakes-Vibes mitschwingen und eine der konventionellst gestricktesten Nummern der Band-Historie zugänglich, fast schnörkellos einlädt: die perfekte Rhythmusgruppe hat ihren archaischen marschierenden Groove, Knudson bellt wie eh und je, und die quietschende Gitarre hantelt sich verdammt catchy zwischen Nackenschütteln und Walze. Kann man da von einem Ohrwurm sprechen? Ja! Nur ist der Songs einfach zu kurz und hört gefühlt auf, bevor er wirklich ans Eingemachte geht.
Mit ein wenig Verspätung haben sich die beteiligten Musiker dann übrigens auch doch noch beeilt klarzustellen, dass One Twenty Two nicht als Auftakt eines tatsächlichen Comebacks missverstanden werden soll, sondern eine einmalige Aktion für Botch war.
„During Covid, I was writing my debut solo LP, and mentally, I was sick of everything in quarantine. Lots of frustration had set in at home, and I figured the best way to deal with it was to write something heavy. I had no intention of writing anything for Botch, but when I was thinking of a singer to collaborate with, I thought, “Hey, I know the best hardcore singer ever to do it,” so I hit up Dave V. He was super excited and so it just kind of snowballed from there. There was never any intent or conversation about getting back together or writing. It just happened so naturally and was a great release for all of us to make it happen without any of the traditional pressure an “active” band faces.” erläutert Knudson die Hintergründe der Nummer, derweil Cook falsche Hoffnungen da wie dort im Keim erstickt: „No… we’re not back together. No… there isn’t more material in the pipeline. This was just a one-off fluke between some old friends. Enjoy.“ Jawohl!
Leave a Reply