Bongripper – Glaciers

„Recorded in 2009 between the Winters in Osaka collaboration and Satan Worshipping Doom“: Bongripper ziehen mit Glacier überraschend eine gespenstische Ambient-EP aus dem Archiv.
Selbst wenn eine Band eine derart qualitätskonstante Diskografie samt einem brillanten Schmankerl der Marke Hippie Killer wie Bongripper zu bieten hat, darf man schon argwöhnisch werden, sobald Material für über ein Jahrzehnt Staub ansetzen durfte, ohne für eine Veröffentlichung in Erwägung gezogen zu werden.
Mutmaßlich wird auch dem Quartett aus Chicago selbst bewusst gewesen sein, dass Glacier und der darauf enthaltene, durchaus pragmatisch betitelte Track Evil and Darkness (mancherorts verdaulicher in drei Segmente unterteilt) vielleicht ein weniger explizit erforschtes Spektrum im Stil-Gewächs von Bongripper erforscht, dabei aber abseits einer einnehmenden Atmosphäre wenig essentielles, geschweige denn originäres für den Dark Ambient im Allgemeinen zu bieten hat.
Ohne klar erkennbare eigene Handschrift hat man das auf Glaciers Gebotene nämlich einfach schon zu oft von unzähligen Genre-Vertretern gehört – was aktuell freilich sowieso gilt, aber auch vor einer Dekade keine Innovationspreise gewonnen hätte.
Vor diesem Hintergrund ist aber eben zumindest stimmungsvolle Kompetenz. Bongripper beginnen Evil and Darkness als düsteren, beklemmenden Drone, unheilschwangrer und finster. Eben eine zutiefst archetypische Klanglandschaft aus collagierten Geräuschen und Flächen. Zuletzt schimmert da in seinen sinistren Facetten dennoch ein stellarer Score als neugierig in den Abgrund geleitende, alieneske Tempelmusik, die unterschwellig so minimalistisch wie ruhig einen immanenten Suspence erzeugt. Ohne die imaginative Tiefe oder Charakterschärfe spezialisierter Ambient-Meister zu erreichen, kann man das durchaus im Hintergrund laufen lassen.
Spannender ist trotzdem die Tatsache, dass Bongripper den Release von Glacier genutzt haben, um gleich ihren gesamten Bandcamp-Backkatalog auf NYP zu stellen.
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