Body Void – Bury Me Beneath This Rotting Earth
Body Void deklinierend den Sludge und Doom auch auf ihrem dritten – und wohl bisher auch definitivsten – Studioalbum Bury Me Beneath This Rotting Earth als perfide Nabelschau, die sich auch durch vereinzelte Ausbrüche nicht aus ihrer menschenfeindlichen Komfortzone verdrängen lässt.
Body Void ist eine personifizierte Kernkompetenz-Band: Überdurchschnittlich gut in dem was sie tut zwar, aber auch nicht an vorderster qualitativer Front der Szene agierend. Warum das so ist, klärt sich hier zum dritten Mal in Langspieler-Folge. Willow Ryan (Gitarre, Bass, Vocals) und Edward Holgerson (Drums) sind, auch wenn der grundlegende MO des Duos stets nach denselben Mustern arbeitet (also in die ausblutende Slo Motion der hässlichen Genre-Kultur voller zähflüssiger Rhythmen und Zeitlupen-Riffs immer wieder eilige Tempo-Sprengfallen geworfen werden) durchaus versierte Songwriter mit einem Gespür für Ästhetik und Dynamik. Doch köcheln sie ihre strukturell gerne das Gimmick suchenden Standards in einem Sound auf, der in Summe durch der Limitierungen auch gleichförmig ist und gerade im Vergleich zu Szene-Königen wie Primitive Man oder Thou weder neues, noch geniales an den Tisch bringt.
Während also die asketische Konsequenz, die Verzweiflung und Katharsis, die Atmosphäre und die Güteklasse der Lyrics stets stimmt, gibt es einfach so viele Bands da draußen, die dieselbe Gangart noch besser hinbekommen.
Durchaus eine ambivalente Sache, denn vier Songs lang arbeitet der crust-affine Doom-Gebräu von Body Void so auch ohne Ausfall. Wound brutzelt nihilistisch im Drone und kalten Reverb, die Gitarre rumort wie eine Bomber-Turbine im Noise. Stakkatohaft gebrüllt ächzen die schwerfälligen Rhythmen unter der massiven Heaviness – und dann eben, für kurze Momente als Schreckmoment ballert die Nummer mit einer Kerosin-Einspritzung irgendwann plötzlich eskalierend los, nur um ebenso rasch zur geduldigen Geißelung zu finden.
Auch Forest Fire, das aufbegehrender zwischen episch ausholendem Stillstand und der bedächtiger Walze wechselt, nimmt sich im Laufe der Zeit zurück, wächst dann mit postrockiger Weite dystopisch an, zieht die Zügel knackiger rockend an, und hämmert scheppernd Dampf ablassend ins punkige kippend. Diese systematischen Ausbrüche stehen der Band fabelhaft – sie entbehren durch die Funktion als ständig nur einmal und für überschaubare Passagen in den Song gestreute Akzente jedoch jeglicher Überraschung, wirken viel mehr wie formelhaft konzipierte Plansollerfüllungen.
Denn auch Fawn (das den Riff-Anschlag am rohesten im Feedback nachbrennen lässt) drückt als relativer Standard vorhersehbar hinten raus aufs Gaspedal, bevor 4 (das durch elektronisch funkende Störfrequenzen einen zusätzlichen, aber inkonsequenten Reiz im Spektrum aus bösartigen Riffs, Feedback und Distortion bekommt) wieder Druck durch das Antauchen des Tempos ablässt, ohne seinen Aktionsradius zu erweitern.
Das Problem von Bury Me Beneath This Rotting Earth bleibt also (trotz eines nochmaligen Anstiegs des generellen qualitativen Niveaus )dasselbe, wie jenes seiner Vorgänger: Es bleibt das Gefühl alle Tricks der Band zu kennen, wenn man erst von einem einzigen Songs gefressen wurde. (Was übrigens insgeheim den Wunsch nach einem externen kreativen Reibungspunkte weckt.) Dass das Ergebnis auch so bestechend gerät, spricht ebenso für das vorhandene und bereits genutzte Potential von Body Void, wie die noch vorhandene Luft nach oben.
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