Body Count – Carnivore
Das Comeback Bloodlust war vor drei Jahre zwar keinesfalls das Meisterstück, zu dem es mancherorts gemacht wurde. Dennoch ist es nicht die schlechteste Idee von Ice-T, mit Carnivore praktisch dasselbe Album noch einmal aufzunehmen.
Gut, gegen das wirklich uninspirierte und ernüchternd hölzern Ace of Spades war selbst der Slayer-Tribut auf dem Vorgänger ambitioniert (aber diese Cover müssen traditionell einfach sein, wie Ice-T vorab klarstellt), das Jamey Jasta-Gastspiel Another Level will Atmosphäre und Hymnik, klingt aber eher nach prollig bemühten Bierzelt, und beim unbeholfen-pathetischen Pathos von When I’m Gone rollen sich nicht nur wegen Amy Lee die Zehennägel auf.
Doch machen Body Count unter der abermaligen Ägide von Will Putney mit dieser auf Nummer-Sicher gehenden Einstellung und einer kompetent aus dem Baukasten gefischten Zuverlässigkeit auch zumindest insofern sehr viel richtig, wenn es darum geht, Fans der 2017er-Platte effektiv an Bord zu holen.
Wieviel Können hier unter der Haube steckt, macht jedenfalls gleich der catchy heulende Titelsong klar, das dringliche Bum-Rush ist mit seiner aufstampfenden Hook sogar noch besser. Colors 2020 ist ein gelungene Updates der starken 1988er Ice-T-Single im Metal-Gewand, etwas aufdringlich im titelgebenden Sample repetierend und Dave Lombardo verschenkend, aber zielführend. Die herrlich stumpfe Kampfzonenverortung No Remorse („If you was on fire, I wouldn’t piss on you/ If you was starvin‘, I wouldn’t fix you a hot bowl of shit/ What makes me happy is to see you suffer/ See you in pain/ Mothafucka“) ist zudem ähnlich amüsant wie die knackige Kriegserklärung Thee Critical Beatdown mit seiner eingefügten Comic Relief-Schlägerei.
Am stärksten sind aber jene Szenen, die den Hardcore-gestählten Rap Metal der Band weit hinein in den Thrash tragen. Point the Finger trumpft dann nicht nur mit schwindelerregender Geschwindigkeit, sondern auch einem Riley Gale in Hochform auf, während der mit viel Energie auftrumpfende Schlusspunkt The Hate is Real sein inneres Hanneman/King-Herz ideal kanalisiert.
Rifftechnisch im Speziellen und musikalisch im Allgemeinen bleibt abseits der Ästhetik, der tighten Performance und einem stets absolut soliden Songwriting zwar auch hier wenig konkretes hängen, doch wiegt Ice-T dies mit seinem Charisma, einer allgegenwärtigen Präsenz und ungebrochenen Schlagkraft weitestgehend auf. Weswegen Body Count mit Carnivore auch kein spannendes oder gar mutiges Album aufnehmen mussten, um dennoch ansatzlos vorzuführen, inwiefern sich zahlreiche Szene-Jungspunde noch einiges bei der Institution anschauen können.
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