Bobby Krlic – Blue Beetle
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Dass die Film-Umsetzung von Blue Beetle sich als ziemlicher Flop erwiesen hat, liegt sicher nicht am Score von Bobby Krlic. Besser macht dieser die Sache aber eben auch nur bedingt.
Vorab sei gesagt, dass, wenn man den grundlegenden MO des Briten Krlic mag, also die Atmosphärearbeit seiner elektronisch verfremdeten Dark Ambient- und Drone-Soundscapes einfach per se zu schätzen weiß, auch Blue Beetle (abseits der dazugehörigen Filmbilder) gut nebenher als (fragmentarische) Stimmungsmusik läuft und man Gefallen an den (auch ohne die angehängten Beiträge von Damian Castroviejo und Juventud Crasa) ausführlichen 79 Minuten finden sollte.
Selbst dann fühlt sich die hiesige Leistung von Krlic allerdings über weite Strecken wie routiniert abgespulte Stangenware als generisches Business as Usual an – was so eben unter den eingangs erwähnten Vorraussetzungen noch okay wäre. Allerdingsstreut der 37 jährige als paradoxenindividualisierende Impulse in seine Arbeit diesmal Ideen ein, die wie am Reißbrett einer Marketingabteilung angeordnete eklektische Adaptionen von populären externen Impulsen anmuten.
Soll heißen: Gleich eingangs sind da ein paar lateinamerikanische Tropen um Panflöten und Tabla-artige Percussion-Rhythmen, die durch ihr rasches, und keinerlei Spuren hinterlassendes, Auftauchen und Verschwinden wie ein willkürliches, halbherziges, inkonsequentes Alibi-Zugeständnis an die ethnische Prägung der Handlung wirken. Später werden dann immer wieder neonfärbige Collagen auftauchen, die wie direkte Adaptionen beliebiger 80er affiner Scores (wie Krlics eigene Paper Girls) anmuten (etwa im sphärisch staunenden The Cosmic Realm) und dabei eklektische Zimmer‘ismen aufwärmen (die Dune-tauglich flimmernden Drums in Reyes House Attack etwa) oder beispielsweise in Heart Atack jenen melodische Minimalismus praktiziert, den man sich selbst ungehört unter den Schlagworten „trauriges Ambient-Piano“ vorstellen würde.
Ein bisschen wirkt Blue Beetle so stets, als wäre es ohne wirkliche Authentizität aus einem Formelkasten heraus generiert worden. Und während das heroische The Transformation haarscharf am angedeuteten Superhero-Theme-Klischee vorbeischrammt, hat Blue Beetle zwar auch tolle Momente zu bieten – alleine schon, aber nicht exklusiv, wenn Stealing the Scarab nervöse Spannung kreiert oder Kord Tower Fight beinahe-Metal-Gitarren mit massiven Drums an ein opulent dunkles Orchester schmiegt und dabei ein bisschen nach cinematographischen Carpenter Brut klingt.
In Summe steht dann aber selbst mit Fanbrille nur eine kompetente Auftragsarbeit, die keine Motive und Themen abseits des Sounddesign herauszuheben versteht, und sich nur durch ihre imitierenden Ambitionen aus dem bisherigen Kanon von Krlics Werk herausdividiert, ohne darüber hinaus die Qualität von Beef oder Beau is Afraid erreichen zu können.
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