Bobby Krlic – Beau is Afraid
Der surreale, die Deutungshoheit offen lassende Ari Aster-Trip Beau is Afraid ist ebenso unkonventioneller Horrorfilm wie Komödie und einer der eigenwilligsten Filme 2023 – mindestens. Seinen Teil dazu trägt auch der Soundtrack von Bobby Krlic bei.
Mit einer permanenten Assoziation an Synecdoche, New York im Hinterkopf schwellend, ist der Score des arrivierten Aster-Vertrauten und ehemaligen Haxan Cloak-Elektronikers Krlic in fünf Akte unterteilt – als roter Faden dient dabei gewissermaßen die körperlose Sirene Ioanna Gika, deren ätherisch lautmalender Gesang Beau durch seine Odyssee leitet: im percussionlastigen, altmodisch orchestral aufgehenden Stuck Outside etwa; den düster-hoffnungsvoll so weich und warm ausgeleuchteten Schattierungen von Suburban Dream oder dem unwirklich verträumten Three Things; mit der engelhaften Sanftheit des sphärischen The Forest oder dem märchenhaft auf den schockierenden Horror eines Abgrundes zusteuernden The Attic; wie auch dem launigen Fantasie-Schwelgen Sail Away, derweil The Heavens tröstend und versöhnlich, mit pastoral aufsteigenden Streichern von sakraler Grandezza bezaubert.
Dazwischen baut Krlic eine Welt, die mysteriös flirrend schillert (Notes), die unbehagliche Psychose immer wieder auf ins sinfonisches aufkocht (Always With Water), dem minimalistischen Suspense (Jeeves Juju) oder der psychotischen Drangsalierung (Jeeves Attacks) Raum gibt, aber immer eine unterstützende, symbiotisch, nicht aber dominierende Rolle in Gesamtwerk übernimmt.
Was mit den dazugehörigen Bildern (rund um einen einmal mehr überragenden Joaquin Phoenix) hervorragend funktioniert – und auch so atmosphärisch dicht abholt, ganz ohne polarisierende Fronten.
[Was nun folgt ist kein wirklicher Spoiler, aber zumindest dennoch eine kleine Vorwarnung vor den abschließenden Zeilen des Textes, denn] einen Punkt Abzug in der Bewertung muß es dennoch geben, fehlen auf dem Soundtrack doch die für die Flashback-Szenen genutzten Drones, die in ihrer friedlichen Transzendenz einen ganz eigenen Zauber artikulieren.
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