Blues Pills – Birthday
Ein Birthday als Neustart: Die Blues Pills lassen ihren souligen Retro Bluesrock von Star-Produzent Freddy Alexander ins moderne Formatradio dort zwischen The Hives und The Gossip hieven, wo Adele den Markt nicht abdeckt.
Das vierte Studioalbum des schwedischen Quartetts ist dafür glatter und poppiger angelegt, auch simpler gestrickt, was Kompositionen und Texte angeht. „I don’t care what you say/ I’m gonna do it my way/ In the heat, the people dancing to the sound/ I’m gonna pour it up and light it all on fire/ And I won’t deny myself from my desire/ …/ You masochistic dinosaur/ Don’t want you in my head no more/ I hope you’ll get a virus or/ Choke on your damn chili sauce/ …/ Honestly, what the fuck?/ Hey, yeah“ röhrt Zauberstimme Elin Larsson gleich im Opener und Titelstück, um souveräne Schüttelreime in den Verzicht auf Tiefgründigkeiten zu packen.
Dass die Schmissigkeit daneben generell mit einer strukturellen Vorhersehbarkeit und Wiederholungssucht einhergeht, ist allerdings problematischer, weil potentiell nervig, während jeder Vintage-Faktor bei der Inszenierung abgelegt wurde – noch eklatanter wird dieser Sound-Aspekt vor allem beim an die Untiefen der Black Keys gemahnenden Duo aus dem schwerfällig synthetisch marschierenden, sich enerierend ziehenden Like a Drug (das jedoch auch die gelungenen Arrangements der Platte aufzeigt) sowie dem auf Hochglanz polierten Chain Gang-Stomper Shadows mit seiner trendig aufgesetzten Call-and-Response-Stimmverfremdung.
Birthday will ebens so unmittelbar wie barrierefrei eingängig sein und dabei eine möglichst breite Auftrittsfläche bieten, was hinsichtlich der Nachhaltigkeit wenig reizvoll funktioniert, aber durchaus unterhaltsam ist: Das zum belanglosen Singalong tendierende Don’t You Love It und das auf der orgelnden Tanzfläche shakende Bad Choices (mit seiner schön psychedelischen Bridge) unterstreichen diesen Umstand mit einer catchy klatschenden Stimmung samt Handclaps, stellen die Weichen der Platte direkt auf Ohrwurm-Schienen – ein bisschen so, als hätte Beth Dittos Band eine gewisse Lockerheit wiedergefunden, dabei aber die wirklich unbedingten Konsens-Smash-Hits nicht ganz greifen können.
Birthday gerät so zu einer ambivalenten Zäsur. Piggyback Ride zieht sein Tempo an, fällt dabei aber mit nerviger AI-Hook so spannend und bissig wie ein Teambuilding-Ausflug zu einer Adele-Show aus – wo übrigens nicht nur die (ebenso dick in Sachen Pathos auftragende, wie dabei allerdings auch eine erstaunliche Kompetenz zeigende) Gospel-Halbballade I Don’t Wanna Get Back On That Horse Again entstanden sein könnte, bevor der gefällige Closer What Has This Life Done to You mit seiner versöhnlichen Haltung auf harmlose Weise nichts falsch macht. Holding Me Back ist danach in seiner Aufbruchstimmung zum fetzigen Refrain gelungen, wird aber wohl erst live wirklich knallen, während das Drama von Somebody Better mit gütlicher Geste poltert.
Am besten gelingt dennoch ausgerechnet das gefühlvoll schunkelnde Blockbuster-Träumen von Top of the Sky, wo sich die vier Blues Pills an einem wirklich großen, melodramatischen Lovesong mit Feuerzeug-Attitüde in der Arena versuchen – und dies auch relativ unkitschig gelingt. Allerdings auch ohne den letzten Meter zur epischen Hymne zu schaffen. Was durchaus sympomatisch für dieses Übergangsalbum ist.
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