Bloc Party – The Nextwave Sessions

von am 20. August 2013 in EP

Bloc Party – The Nextwave Sessions

Die fünf Songs der ‚Nextwave Sessions‚- EP bringen Bloc Party auf den ersten Blick zurück in die Phase von ‚Intimacy‚, als sich die Briten als Band zwischen Computer und Dancefloor aufzulösen schienen – nur um daraufhin adäquater als im gesamten letzten halben Jahrzehnt die Stimmung ihrer Frühphase heraufzubeschwören. Ein weitestgehend gelungener Spagat, der den sich ankündigenden wiederholten Abschied der Band trotz einiger Mängel durchaus beklagenswerter macht.

Zwischen der 2012er Welttournee und den darauf folgenden Amerika-Auftritten zu ihrem zerfahrenen, aber durchaus zu gefallen wissenden vierten Studioalbum ‚Four‚ mit Bat for Lashes– und Hot Chip– Produzent Dan Carey eingespielt, eröffnet ‚Ratchet‚ die EP justament mit der wiederkehrenden Frage, wo das Quartett aus London als Band zu existieren aufhört, wenn Kele Okereke seine Leidenschaft für elektronische Dancemusik unter dem Banner Bloc Party kanalisiert. Ausnahmeschlagzeuger Matt Tong zwängt seine Drums dann unter Handclap-Wirbel in stoischen Pragmatismus, die Gitarren werden markant durch Verzerrer gezogen. Der drängelnde Bassgroove ist allerdings echt, organisch und ungemein wirksam, der Weg vom Postpunk in die Disco ist mit zweckdienlichen „Make it loud/ Make it proud„-Texten ein kurzer, wodurch in Summe unterm Strich doch ein funky Tanzflächenfüller und eine zwingende Single steht.

French Exit‚ eröffnet mit maschinellen Gitarrendröhnen, spielt auch danach noch mit Keyboardschüben und kippt mit flotten Rhythmen, Delay-Gitarren und WahWah-Effekt aber bald in einen treibenden Rockkontext und bewirbt sich auch ohne Explosion als gefällige B-Seite von ‚Silent Alarm‚.
Ruhiger dagegen der Rest der EP: ‚Obscene‚ arbeitet mit dem Computer, wabbert wellenförmigen Synthiesoundflächen auf, während die schüchternen Beats mutmaßlich aus der Steckdose entlang am souligen Post-Dubstep tröpfeln, und Kele mit seiner butterweichen Samtstimme Steine zum bersten streicheln könnte: eine wunderschön eindringliche Elegie und das gefühlvolle Update von The Streets‘Blinded by the Lights‚.
Als ähnlich intim entpuppt sich auch ‚Montreal‚ mit seinem behutsam galoppierende E-Drums, und die Grenzen zwischen Synthie-, Keyboard- und Gitarreneinsatz verschwimmen sphärisch hinter dem zärtlichen Storyteller Kele. Auffällig dabei, dass die Songs weniger eine Entwicklung durchlaufen, als vielmehr stringent an einem Muster festhalten und zu einem Großteil vor allem von ihrer Atmosphäre leben.

Auch ‚Children of the Future‚ krankt dann abschließend trotz der deutlichsten Back to the roots-Ausrichtung an einem nicht zu Ende gedacht wirkenden Gesamtbild. Zwar klingen Bloc Party wieder wie die verletzliche Rockband von einst, mit wohlüberlegt aussetzenden Schlagzeugspiel, strammen Bass, emotional gehauchtem Gesang und melancholischen Indie-Gitarren – wenn gegen Ende für wenige Sekunden jedoch der Ausbruch ins Hymnisches angedeutet wird, ist der Song plötzlich und viel zu früh aus. Was für ‚Ratchet‚, ‚Obscene‚ und im Ansatz auch auf ‚Montreal‚ weitestgehend funktioniert, hinterlässt auf dem Rest der EP doch den Eindruck, dass Bloc Party hier Potential verschenkt haben. Letztendlich also eine gelungene Randnotiz im Schaffen der Band. Wäre es allerdings tatsächlich das letzte Kapitel, verabschieden sich die Engländer mit einem lauwarmen Eindruck.

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