Blaqk Audio – Bright Black Heaven
Das AFI-Splitterduo Davey Havok und Jade Puget macht auch fünf Jahre nach dem Debütalbum jene Art von Musik, die man sich auf Cosplay-Conventions in der unter dem 80er-Motto laufenden Disco vorstellen möchte.
Neben Fans von Blaqk Audios Erstlingswerk ‚CexCells‚ von 2007 sind auf ‚Bright Black Heaven‚ also vor allem asiatische Mensch-Maschinen mit liebeskranken Mordfantasien, die nebenbei von pumpender Tanzmusik halluzinieren sowie all jene klar im Vorteil, die sich für die Intros zeitgenössischer Zeichentrickserien wieder astreine Technobrocken wie seinerzeit bei Megaman oder Sailor Moon zurückwünschen. Genau dieses Klientel bedienen Havok und Puget nämlich auch im zweiten Anlauf ihres vor allem in den Vereinigten Staaten abgefeierten Electro-Dance-Future-Pop-Projekts Blaqk Audio samt absolut gewöhnungsbedürftiger Eurodance-Anleihen optimal. Für sie hat das bei AFI hinter Mikro bzw. Gitarre stehende Duo eine unangenehm pulsierende Synthetikplatte voller potentieller Tanzflächenfüller und Singles aufgenommen, bestehend aus drückenden Drumcomputerbeats und fiependen Synthiemelodien, Streichern aus der Konserve und Gastrompetensounds, dazu natürlich Havoks stets in die Theatralik drängelnde Stimme.
Annehmbar ist das ohne Gänsehaut, wenn Blaqk Audio ihren mit Neon-Raumanzügen ausgestatteten Hurts-Rock mit Depeche Mode-Anleihendrosseln, in ‚Faith Healer‚ also als stapfenden Popsong verkleiden, für ‚Deconstructing Gods‚ in dem balladesken Rockmodus samt dicker Hose umschalten. Dann zeigt sich das untrügbare Händchen der beiden Tastendrücker am bekömmlichsten, ihre tatsächlich gefällige Melodien in harmlos-gefallende, stets überdreht agierende Songs zu formen, die sich freilich allesamt brav am Chartkonsens orientiert durch die unzähligen Wiederholungen ihrer Hooklines schlängeln. Das stattet auch jenes Gros der vorhandenen Titel mit einer eingängigen Penetranz aus, die allzu blasiert in der eigenen Stilkonsequenz herumtrampelt. Dass das Ergebnis mehr tracktierende Singlecompilation denn Album geworden ist, kann man dann wahlweise als dessen große Stärke oder Schwäche auslegen.
Richtig und eindeutig übel wird es hingegen, wenn Blaqk Audio vollends übers Ziel hinaus schießen, sich in ‚Fade to White‚, ‚Everybody’s Friends‚, ‚Bon Voyeurs‚ (Blaqk Audio war The Bravery’s ‚Honest Mistake‚ also noch nicht Disco genug!) oder vor allem dem mit epischen Klagiertupfern Unzucht treibenden ‚Say Red‚ schlicht an billigsten Techno-Versatzstücken vergehen, soviel manischen Partyspirit als möglich in ernst gemeinte Clubtracks pressen, die gleichzeitig Schlagersong, Apres-Ski-Hymne und Ballermann-Produkt sein wollen, Konsenshits für die nächste Emo-Sause also. Das bringt zwar Abwechslung in eine affektierte Platte, reißt aber auch eigentlich nett mit der Melodramatik flirtende Stücke wie die abschließende Pianoliebelei ‚Ill-Lit Ships‚ auf die stockdunkle Seite der Macht, wo Menchen mit turmhohen Gel-Frisuren und Bräunungscreme-Abo nächtelang unter irre blinkenden Neonscheinwerfern tanzen. Wer da wirklich 6 Jahre drauf gewartet hat, wird also glücklich werden. Alle anderen werden leugnen, dass das vermaledeit starke Ohrenbluten auf die Heavy-Rotation von ‚Bright Black Heaven‚ zurückzuführen ist.
[amazon_link id=“B0096PS5KM“ target=“_blank“ ]Vinyl LP auf Amazon[/amazon_link] | [amazon_link id=“B008R7BPZC“ target=“_blank“ ]CD auf Amazon[/amazon_link] |[amazon_link id=“B00970HG1U“ target=“_blank“ ]MP3 Download auf Amazon[/amazon_link]
1 Trackback