Blaqk Audio – Beneath the Black Palms
Anstatt die Zeitspanne zwischen zwei Blaqk Audio-Alben nach Only Things We Love dem bisherigen Muster folgend auf zwei Jahre herunterzuschrauben, verkürzen Davey Havok und Jade Puget das Intervall mit Beneath the Black Palms gleich auf kaum ein Jahr.
Der zwischen dem Debüt Cexcells (2007) und Bright Black Heaven (2012) noch fünf Jahre betragen habende, dann jedoch über Material (2016) und eben Only Things We Love (2019) mit jedem weiteren Release um jeweils ein Jahr zurückgeschraubte veröffentlichungstechnische Pausen-Rhythmus von Blaqk Audio (in dieser Hinsicht mittlerweile ja schon eher ein konstantes Hauptprojekt für das Duo als AFI selbst) konnte ja durchaus eine Überlegung keimenlassen: Könnte man sich mit weniger Abstand zwischen den Platten besser an das zuletzt aufgefahrene Material der Band erinnern? Würde mehr hängen bleiben, als die reine Ästhetik, sowie die Wertschätzung der absoluten Konsequenz, mit der Havok und Puget ihr Ding kompetent durchziehen, ihre Perspektive auf die 80er aller kritischen Unkenrufen zum Trotz seit knapp eineinhalb Dekaden kompromisslos pflegen?
Spätestens mit dem längst in Vergessenheit geratenen, diesmal aber eben kaum zwölf Monate alten Vorgänger im Rückspiegel, lernt man nun anhand von Beneath the Black Palms, das dem tatsächlich nicht so ist – zumal Studioalbum Nummer 5 auch bereits jetzt keinen Hehl daraus macht, mit dieser Tradition nicht zu brechen.
Denn wo die meist hyperaktive Inszenierung der Song Contest-tauglichen Melodien und Hooks einmal mehr kurzfristig durchaus schnell ins Ohr geht, die plakative Hybrid-Anordnung aus anachronistischem EBM-Pop, Darkwave, Electro-Industrial und Goth-Tendenzen zudem immer noch penetrant knallt, kann das Songwriting auch hier keine Akzente setzen – abseits der aufgedrehten Fassade und eines durchaus authentischen Kerns bleibt die grundlegende Substanz von Blaqk Audio so reiz- wie belanglos, in Summe zu generisch und (selbst)referentiell – der Unterhaltungswert ist für ein derart banal auf Unterhaltung ausgelegtes Werk einfach zu überschaubar.
Während man eingangs also noch durchaus vom dramatisch pumpenden Synth-Chorus von abgeholt werden kann, der ambivalenten Faszination der grotesken Boyband/Eurotrash-Symbiose Zipper Don’t Work verfällt (sofern man freilich grundlegend etwas mit solch geschmackstechnischen Gratwanderungen anfangen kann), dem sinister-entschleunigten 1948 in den sedativen Wave-Club folgt oder die New Romantic-Tanzfläche von A Distant Light zu schätzen weiß, verschwimmt das retrofuturistische Kitsch-Gedöhns mit Fortdauer immer mehr in einem austauschbaren Schaulaufen – gar nicht unbedingt altbacken, aber nur noch um seiner selbst willen inspiriert.
Wenn It’s Not Going Well hinten raus als eine am Ambient und Dreampop geschulte Ballade (zwar enervierend ausführlich, aber individuell überzeugend) ausnahmsweise ein gewisses Understatement praktiziert, zeigt sich erst, wie gut Beneath the Black Palms deutlicher auf die Gefühlsebene konzentriert funktionieren würde. Eine Erkenntnis, die man dann zum sehr allgemeinen Bild dieser leider zu oberflächlichen Band hinzufügen kann, und die auch bis zum – wann auch immer kommen mögenden – Nachfolgealbum in Erinnerung behalten wird.
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