Blanck Mass – Dumb Flesh

von am 2. Juni 2015 in Album

Blanck Mass – Dumb Flesh

Benjamin John Power und die Fleischwerdung des klassischen Fuck Buttons-Sounds: auf dem zweiten Blanck Mass-Album führt die eine Hälfte des englischen Duos deren droneverliebte Elektronik an eine mutierte Form der Clubmusik heran.

Dumb Flesh‚ unterscheidet sich damit gravierend vom selbstbetitelten 2011er Debüt von Blanck Mass, welches es sich ja noch mit geschlossenen Augen in nebulös bleibenden Atmosphärescheleiern bequem machte und keineswegs die Durchschlagskraft, den Tatendrang oder die Vehemenz des nun mit einem vollkommen neuem Körpergefühl agierenden Zweitwerks an den Tag legte.
Was natürlich auch bedeutet: spätestens bei Songs wie dem abschließenden ‚Detritus‚ ist die Schwelle zur Stammband von Powers äußerst dünn geworden. Alleine das epochale Doppel aus dem pumpenden ‚Dead Format‚ und ‚No Lite‚ arbeitet wie eine gleißende Lichtmaschine aus dem Fuck Buttons-Haushalt, in seiner Unbedingtheit und Zugänglichkeit vielleicht sogar noch triumphaler – wer will es ‚Dumb Flesh‚ insofern schon verübeln, dass dieser Auftakt auch eine unerreichbare Vorgabe für die restliche Platte bleiben wird?

Bedeutend schwächer präsentiert sich die folgende Elektroniktranszendenz in all ihrer texturtiefen Vielschichtigkeit ohnedies nicht. ‚Atrophies‚ klingt etwa, als würde Aphex Twin Popmomente im Industrial finden, ‚Cruel Sport‚ legt Schicht um Schicht über seine hypnotisch tanzenden Klangkörper, destilliert dabei eine immanente Grunddüsternis und grollende Unruhe, die der Platte generell über weite Strecken unterschwellig verankert anhaftet. Die trügerische Euphorie in den anschwellenden Beatsynphonien nistet sich dabei in einer Art neongrellen Hotline Miami-Universum ein und forciert eine soundtechnisch extrem dicht gestrickte Anziehungskraft: Da ist stets eine ambivalente maschinelle Wärme, eine Getriebenheit im schwerelosen Fall, eine fiebrige Kälte in jeder Faser dieser 8 Songs, die den Zerfall des menschlichen Körpers feiern, indem sie den Geist auf Reisen schicken.
Dumb Flesh‚ gerät so zu einem mit enorm viel Selbstbeherrschung auftretenden, immer tiefer in die eigene Rhythmik verfallenden Soundkonstrukt. Nur ‚Lung‚ wagt da kompliziert um sich selbst drehend als vermeintlicher Ruhepol der Platte den Brückenschlag zur sphärischen Ambientphase von ‚Blanck Mass‚, während gleich der melancholisch-aufgekratzte Opener ‚Loam‚ mit seinen sich mühselig walzenden Stimmenloops die faszinierende Eingängigkeit dieser Kopfmusik mit Köperambitionen vorführt – danach denkt ‚Dumb Flesh‚ in gewisser Weise ‚Slow Focus‚ mit voller Intensität auf hochkonzentrierte Weise für den Dancefloor im Outer Limit weiter.

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