Blanck Mass – Calm With Horses
Wieder eine neue Facette von Blanck Mass: Benjamin John Powers bastelt unter seinem Alias nach über vier starken Soloalben und frustrierenden Produktionstätigkeiten nun den Score für Calm With Horses.
Für den Soundtrack des irischen Dramas unter der Regie von Nick Rowland bewegt die Fuck Buttons-Hälfte Powers seine ursprünglich im IDM oder Post-Industrial wildernde Elektronik weiter hin zum Dark Ambient, neonfärbigen Drone und Ansätzen klassischer Moderne – unweit von erprobten Referenzen wie Ben Salisbury, Geoff Barrow, Cliff Martinez, Johnny Jewel oder Trent Reznor.
Violent Child bimmelt als Ambient über dem Synthmeer, entschleunigt und sphärisch schimmernd, The Devers glitzert melancholisch. Jack’s Theme ist ein friedlicheres Panorama auf die Welt von Stranger Things und Different Breed nähert sich ausnahmsweise der dramatisch pumpenden Clubmusik, mit der gerade Dumb Flesh 2015 für Furore sorgte – es ist die typischste Blanck Mass-Nummer der Platte, eigentlich jedoch auch die potentiell am markantesten hängen bleibende.
An den imaginativen Fähigkeiten von Calm With Horses ändert dies jedoch wenig. Halfwit ist düster und unheilvoll, Sleepless klimpert sinister am Klavier. Das sehnsüchtige Loyal Skins entfremdet eine Hawaiianisch-verwaschene Gitarre mit einem spärlichen Beat, schunkelt nostalgisch.
Heck Speaks ist ein sakral dröhnendes Nebelhorn, wie es Hans Zimmer gefallen wird und Descent eine Trance über eine Keyboard-Kompositionen in bester Mogwai-Manier. Prove Yourself überzeugt auch ohne derartig klare Referenzen als beklemmende Klanginstallation, anziehend und glimmernd, die spätestens, wenn sie zu galoppieren beginnt eine originäre Handschrift zeigt. Diese wird hinten zwar aufgegeben, jedoch auf sehr versöhnliche Weise: Photograph oder Nothing That Cannot Be Turned Back nähren sich hoffnungsvoll über ein warmes Tastenspiel, bevor Leaving und Credits zu einer beinahe optimistischen Einkehr finden.
Betrachtet man es nüchtern, ist Calm With Horses in all diesen homogenen Facetten ein einnehmendes Stimmungsmeer. Losgelöst von den dazugehörigen Bildern und alleine auf sich gestellt, hinterlassen die 45 Minuten jedoch streng genommen auch keinen wirklich greifbar bleibenden Eindruck und funktionieren subjektiv dann eben doch „nur“ vor allem an einen anderen Maßstab gekettet: Im Kontext der restlichen Blanck Mass-Diskografie hat Powers hier eine angenehm kontemplative Ader gefunden, die mit individueller gesetzten Akzenten und stärker hängen bleibenden Motiven abseits der Ästhetik durchaus verfolgenswert wäre.
Kommentieren