Blackmail – 1997 – 2013
Das sachlich betitelte 1997-2013 (Best of + Rare Tracks) müsste sich genau schon die Frage gefallen lassen, was das bitte für eine Blackmail-Werkschau ohne einen Geniestreich wie A Reptile for the Saint – immerhin eine der schönsten Balladen des vorangegangenen Jahrhunderts – sein soll.
Doch um fair zu bleiben: Gerade wenn eine Band über mindestens zwei Alben so dermaßen an ihrem Optimum gekratzt hat, mehr noch wohl sogar ein gutes Stück weit die Grenzen dessen definiert hat, was in hiesigen Breitengraden zu Beginn der 00er Jahre hinsichtlich eines international ebenbürtigen Indierock überhaupt möglich sein kann, ja dann müssen derartige Best of-Compilations eben notgedrungen die einen oder anderen hauseigenen Instant-Klassiker, Lieblingssongs und Fan-Favoriten außen vor lassen.
Weswegen es sich auch sehr gut trifft, dass mit Bliss, Please und Friend or Foe die zwei wohl herausragendsten Karriere-Highlights aus dem Katalog von Blackmail frisch gemastert neu aufgelegt werden – mit Same Sane und It Could Be Yours sind die größten Hits aus dieser Phase der Koblenzer freilich auch auf 1997 – 2013 zu finden.
Dass die Band um die Ebelhäuser-Brüder Kurt und Carlos auch in der Zeit davor und danach (v.a.: Moonpigs!) einige Ausnahme-Nummern zu bieten hatte, lässt sich drumherum ebenso nachhören, wie die Tatsache, dass nach dem Neustart mit Mathias Reetz am Mikrofon anstelle des streitbaren Charismatikers Aydo Abay zwar die Magie weg war, das Songwriting selbst aber etwa mit dem starken Deborah immer noch über dem gängigen Standard anzusiedeln war.
Dass die chronologische Anordnung der versammelten Nummern geradezu zum Einstieg einen vielleicht schlüssigen, aber nicht homogen fließenden Spannungsbogen zulässt, fällt insofern weniger ins Gewicht, als dass der fragmentarische Trip durch die Zeit vielmehr Lust macht, die die regulären Alben der Band zur Gänze wieder einmal zu besuchen.
Die Raritätensammlung der zweiten Seite von 1997 – 2013 macht danach praktisch nichts falsch, pickt sich weitestgehend die Rosinen aus dem Fundus an B-Seiten und EP-Beiträgen. Grandiose hauseigene Deep Cuts wie die dramatische John Sinclair-Single The Light of the Son Is the Son of the Light, das wuchtige Slow Summer oder das extrem schmissige Dare Defender stellen zwar etwa das gelungene Killing Joke-Cover Love Like Blood sowie eine unpassend-überschwängliche Version von Mad World von Tears for Fears zwangsläufig in den Schatten, doch so ist das eben mit der Fallhöhe. Weswegen sich so ganz ohne Nostalgie anhand einer sehr ordentlich gelungenen, aber mehr in der Form als im Inhalt mit subjektiven Schönheitsfehlern behafteten Compilation feststellen lässt: Verdammt, waren Blackmail (über weite Strecken ihrer mutmaßlich ja offenbar beendeten Karriere) einfach großartig.
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