Blackfield – Blackfield IV

von am 1. September 2013 in Album

Blackfield – Blackfield IV

Blackfield IV‚ setzt den auf ‚Welcome To My DNA‚ eingeleiteten Rückzug von Steven Wilson aus der kreativen Partnerschaft mit Aviv Geffen fort. Blackfield entwickelt sich dadurch immer drastischer zum Soloprojekt des israelischen Musikers – auf dem Kitsch und Schmalz in irritierend abgeschnittenen Songs nach Lust und Laune gedeihen dürfen.

Diese im schlimmsten Fall bis zum schlagerhaften durchmaschierenden Ansätze forcierte bereits der Vorgänger von 2011 auf eine Art und Weise, die den beiden ersten Meisterwerken der internationalen Partnerschaft zwischen Wilson und Geffen nicht standhalten konnte. Seitdem hat Wilson bekanntlich dank seines anachronistischen Soloprogausflugs ‚The Raven That Refused To Sing (And Other Stories)‚ einen zusätzlichen Erfolgsschub erfahren – und damit kaum noch Zeit für zusätzlichen Input für ‚Blackfield IV‚. Die Beteiligung Wilsons reduzierte sich nach ‚Welcome to my DNA‚ also abermals drastisch: neben dem Mix und einigen Backingspuren übernimmt der 45 jährige nur noch im souveränen ‚Pills‚ und der akustisch schunkelnden Porcupine Tree-Verneigung ‚Jupiter‚ – letztendlich zwei der wenigen Highlights auf ‚IV‚ – eine Rolle im Vordergrund, definiert sich selbst als Gastmusiker, nicht mehr als Bandmitglied.

Womit Geffen das Blackfield-Steuer in alleinige Hand nimmt – und den Karren beinahe in den Sand setzt, das hohe Niveau von ‚Blackfield I‚ und ‚Blackfield II‚ jedenfalls zu keinem Zeitpunkt halten kann. Dem Hang des israelischen Musikers zu oberflächlich funktionierenden Pop-Songwriting, gerne käsigen Texten und triefenden Streicherpathos wird erstmals keinerlei proggiger Einhalt geboten, was etwa ‚Sense of Insanity‚ direkt in den Schlagergarten lotst oder dem theatralische “Firefly‚ mit Suede-Mann Brett Anderson eine unbehaglich maskenhafte Emotionalität und aufdringliche Schwüle verleiht. Etwas besser gelingen die anderen beiden Gastauftritte: das in elegischer Anmut treibende, zurückgenommene Harfenstück ‚The Only Fool is Me‚ mit Jonathan Donahue (The Flaming Lips, Mercury Rev) sowie die versöhnliche Schmonzette ‚XRay‚ mit Anathema-Sänger Vincent Cavanagh als einzigen Trumpf.

Das größte Problem von ‚Blackfield IV‚ sind dann allerdings nicht die sülzigen Arrangements, der schlimmstenfalls gefühllos aufgefahrene Bombast, das weitestgehende Fehlen der Magie der beflügelten Wilson-Kooperationen oder Geffens oftmals unkoordinierter Drang sich in anbiedernd zugänglicher Schönheit zu suhlen, als vie4lmehr die Tatsache, dass der 40 jährige Songszenarien schreibt, die sich majestätisch gebärden und eigentlich nach ausufernden Längen verlangen – jedoch in den gerade einmal 32 Minuten der Platte immer wieder vor jedweder zugestandener Entfaltung abgebrochen werden, was ‚Blackfield IV‚ zusätzlich ein unfertiges, teasehaftes und nicht ausformuliertes Interlude-Antlitz verleiht. Vor allem der Sinn hinter dem fragmentarisch angerissenen 90 sekündigen Elektrobeat-Ausflug ‚Rain‚ bleibt so absolut schleierhaft, während das vorhandene Potential im eigentlich vielversprechende zwischen Radiohead-Pop und Flowerpower-Oppulenz wandelnden ‚Springtime‚ derart beinahe verglüht.
Blackfield IV‚ wird so zu einer Platte die inmitten von charismatischen Ansätzen, beschämenden Totalausfällen und raren einzelnen emotional berührenden Momenten ihre Möglichkeiten zu oft verschwendet oder an diesen scheitert. Dennoch: in erster Linie ist ‚Blackfield IV‚ ein angesichts der aufgefahrenen Musiker und vorangegangener Großtaten durchwegs enttäuschendes Werk – erst in zweiter ein außerordentlich durchwachsenes Album.

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