Black Thought – Streams of Thought, Vol. 1
Nachdem sich das lange angekündigte Endgame – Studioalbum Nummer 12 von The Roots – weiterhin verzögert, legt Black Thought im Verbund mit Produzent 9th Wonder in Form der EP Stream of Thought, Vol. 1 tatsächlich noch sein offizielles Solodebüt vor.
Was nach über 3 Dekaden im Business nicht nur eine Premiere zu einem späten Zeitpunkt in der Karriere des 46 Jährigen stattfindet, sondern abseits davon aktuell wohl auch zu einem generell relativ undankbaren Moment geschieht. Immerhin drohen aktuelle Veröffentlichungen im Hip Hop-Game derzeit ja neben der Kanye-Euphorie (rund um DAYTONA, YE, KIDS SEE GHOSTS, NASIR sowie K.T.S.E.) und angepeilten The Carters-Hype latent unterzugehen.
Dass Tariq Luqmaan Trotter alias Black Thought an ein marktwirtschaftlich derartig ungünstiges Momentum keinen Gedanken verschwendet, macht Stream of Thought, Vol. 1 jedoch von der ersten Sekunde an klar. Die Performance des MC klingt nur wenige Monate nach seinem furios-atemlosen Achterbahn-Freestyle, als hätte sich ordentlich Material angestaut, das kurzerhand raus muss – sie ist ungebremst dringlich und energisch: Dem Titel entsprechend ein Strom aus politischen Gedanken und sozialkritischem Druck. Und symptomatischerweise lässt Black Thought dann auch gleich im furiosen Opener Twofifteen ohnedies keine Diskussion aufkommmen, wer ungeachtet prominenter Szenegrößen die Nummer 1 im Game ist: „You gossip on Jay and Beyoncé or Kim and Kanye/ But keep risin‘ to the top, what my mind say“.
Das musikalische Grundgerüst von 9th Wonder sitzt dabei zwingend maßgeschneidert für den Consciousness Rap zwischen den Polen Boom Bap und East Coast Hip Hop: Minimalistisch gehaltene Tracks setzen auf dominante Drums und wuchtige Beats, geben den Lyrics ohne krampfhafte Zugeständnisse an Eingängigkeiten viel Raum zur Entfaltung und sind gleichzeitig Rahmenprogramm wie Katalysator.
Twofifteen setzt sein Jeanette-Sample unheimlich dezent ein, lässt Melodien und zeitlose Streicher subtil nebenbei passieren, während 9th vs. Thought unter Spannung stehend so locker-lässig flaniert und die Menschheit kontrastreich attackiert: „Rollin‘ out of the dealership in a McLaren/ These rappers is Peter Pan, I’m Pan-African/ Space invader blackin‘ ‘em/ Mixin‘ Alexander McQueen with Haider Ackermann/ Real rapture in the form of a living man/ I don’t give a damn, not a mortal could test me„. Seine intelektuelle Tiefe trägt das trocken pulsierende Dostoyevsky dann mit subversivem Druck nach vorne, während Black Thought über weite Strecken Rapsody Platz macht, die immer noch wie eine angepisste Lauryn Hill klingt. Das stoisch über Hi-Hats pumpende Making a Murderer dann eine einziger Lobgesang auf die Kooperation mit „Ghetto Beethoven“ 9th Wonder. Zu Recht.
Da passt auch das minimal abfallende Thank You als sentimental mit Pop-Griffigkeit entgegenkommender Closer nur zu gut. Immerhin kommt Black Thought auch hier prägnanter und entfesselter zur Geltung, als auf den letzten Platten seiner Stammband. Ob hiernach mehr Vorfreude auf Endgame oder den prolongierten Streams of Thought-Album-Nachfolger The Talented Mr. Trotter herrscht, ist dennoch nebensächlich.
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