Black Midi – Sweater
Wenige Monate nach 7-Eleven und praktisch unmittelbar auf die Klamauk-Fehde Ded Sheeran sowie eine Handvoll obskurer Cover-Interpretationen folgend graben Black Midi mit Sweater noch einen elfminütigen, exzentrischen Studio-Score der Schlagenheim-Sessions aus.
No-Album-Singles haben das Debütalbum der Engländer angekündigt, und mit ebensolchen verabschieden sich Black Midi von Schlagenheim. Wobei: Song ist Sweater im Gegensatz zu seinen Vorgängern Crow’s Pearch, Talking Heads und eben 7-Eleven dann im klassischen Sinne keiner. Viel eher ein Moodpiece, das irgendwo im experimentellen Jam zwischen Avantgarde und Freejazz improvisiert: Lose und ungezwungen, sedativ gar. Und ja, man muss schon absolut in der Stimmung sein, um so einer Klangcollage überhaupt folgen zu wollen.
Black Midi haben sich aber ja noch nie viel um Erwartungshaltungen und Konventionen geschert und lauernd abgedämpft, beinahe am Stillstand um ein minimalistisch oszillierendes Motiv mit defragmentiert-frickelndem Schlagzeug und vorsichtig suchender Gitarre. Wie in Zeitlupen-Trance meditierender Krautrock ist das, bei dem beide Silben nicht zutreffen. Irgendwann schimmert eine Orgel in das bluesig aus dem Leim tröpfelnde Geschehen, Sänger Geordie Greep treibt erst irgendwann wie zufällig am Mikro vorbei.
Seine niemals wirklich verständlich oder greifbar werdenden quäkende Stimme löst sich im Hall auf, dich das Geschehen transzendiert ohnedies schon längst nahe am Ambient. Auch wenn die Drums plötzlich aufbegehren, die Gitarren am Noise gegen den Strich rebellieren – und der vermeintliche Ausbruch nach wenigen Sekunden der Rebellion letztendlich doch wieder in einer antiklimatischen Fahrigkeit eintaucht, im Drone verschwindet.
Ja, Sweater mäandert dabei, hat kein Ziel, entlässt orientierungs- und auch ratlos. Aber gleichzeitig fesselt der vermessene Raum durchaus faszinierend, erzeugt eine eigenwillige Aura, gerade wenn man die ruhigen, weniger nervösen Auswüchse der Band absolut favorisiert.
Dass die Richtung der jüngsten beiden regulären Singles dabeiwohl dennoch keinen Rückschluss auf zukünftige Expeditionen der Gruppe zulässt macht die Sache vielleicht nicht per se spannender, aber wohl noch unberechenbarer – und potentiell zum hauseigenen Klassiker schielend.
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