Black Math Horseman – Black Math Horseman
Eine unerwartete Rückkehr nach 14 Jahren (sofern man ein daziwschen aus den Archiven geholtes Nirvana-Cover nicht berücksichtigt): Sängerin Sera Timms, die Gitarristen Ian Barry und Bryan Tulao sowie Drummer Sasha Popovic verfolgen den Weg des Black Math Horseman weiter.
„When we came together initially as a band, we had no goals aside from seeing if we could make beautiful music together. We made a demo, which turned into an album because it was liked. And then we became a working band that was being asked to play shows and tours. But we had never discussed what the long-term goals of the band were. There became a schism between some members wanting to become a professional band and others wanting to remain in the creative center of the rehearsal space. Those disagreements led to the band dissolving.” erklärt Timms den Weg zur vorläufigen Trennung der Gruppe 2013 – und, wie man 2018 wieder zusammenfand: „At first, the conversation was about how we were all in different places now, and could we even go back to being that band that we were?” It feels like it’s been a thousand years since we wrote that music. Since then, I’d gone in a very different direction and barely even listened to heavy music anymore. So, initially we just got back together as friends to see what would happen. Maybe we’d write completely different music now—and we were all open to that.“
Tatsächlich hat sich beim Sound der zur Hälfte aus Mother Tongue-Legenden bestehende Band allerdings nichts geändert: Black Math Horseman macht – noch ein wenig losgelöster von klassischen Songstrukturen – praktisch nahtlos dort weiter, wo Wyllth 2009 aufhörte, konzeptuell, ästhetisch und stilistisch – also bei einem eigenwilligen Amalgam aus doomigen Ethereal Wave und psychedelisch angehauchtem Post Metal, irgendwo in der Nähe verschwundener Kollegen wie U.S. Christmas.
Die selbstbetitelte Rückkehr des Quartetts tut dies übrigens mit der Unterstützung von Multiinstrumentalistin Rex Elle, die hier den Bass übernommen hat, und ist als ein durchgehender Leviathan zu verstehen – die streamingfreundliche Aufteilung in vier Kapitel kann deswegen auch mit nervig abrupten Szenen des Ein-und Ausfadens die Stimmung absolut enervierend unterbrechen. Und die segmenthafe Konsumation kommt der EP ohnedies nicht entgegen, schließlich folgt alles einem organischen Fluss.
Das Titelstück-Segment wirbelt die Spannungen in einem apokalyptischen Szenario mystisch beschwörend auf, sphärisch und ätherisch, kraftvoll und eindringlich, heavy und stoisch, treibend und energisch. Die Produktion trägt immens zur Atmosphäre bei: das gesamte Spektrum scheint hinter dem Gesang zu passieren, different und im ganzen aufgehend, klar und doch verschwommen, präsent aber auch eher definiert als muskulär. Die Rhyhtmussektion scheint oft weit weg, wie eine vage Erinnerung hinter dem Gesang – die Riffs im Finale knallen jedoch mit einer immensen Dringlichkeit. Nachdem in Boar Domane postrockiger perlende Gitarren nachdenklich ineinandergeschmiegt wurden, rührt sich der fokussierte Jam zu einem Mahlstrom an, dessen Ingredienzen für sich stehend klar wirken, doch greifen die Elemente ineinander, erscheinen sie wie im leichten Shoegaze-Rausch verwaschen, fast dumpf. Die Intensität des Wirbelsturm verdichtet dies nur zusätzlich, eine zeitlose Ausstrahlung entsteht, die Spannungsbögen des Reigens brechen immer wieder wie massive Tsunamis über die Klangwelt herein.
Die sinistre Strenge von The Bough gleitet dort in einen elegischen Fiebertraum, bedrohlich und einnehmend, mit energischerem Zug – jedoch auch mit dem Eindruck, dass dies nur live seine tatsächliche Sogwirkung restlos entfesseln kann. Die Symbiose aus brachialer anschwellenden Drums und besonders melancholischen, bittersüßen Vocals legt sich in Cypher jedenfalls halluzinogen in schamanistische Welten, der Epilog mutet wie entrückte Tempelmusik an. Dass all das eher ästhetische Eindrücke hinterlässt, denn mit griffigen Hooks und eingängigen Melodien unmittelbar zu packen, wird schon kein Nachteil sein: man hat das bisherige Schaffen der Band ja heute auch mehr zu schätzen als zum Zeitpunkt seines Erscheinens.
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