Bison B.C. – Lovelessness
Bison B.C. treiben ihren brutalen Sludge-Metal auf ‚Lovelessness‚ gnadenlos in die Ecke und lassen keine Ausflüchte zu: da ist kein Platz für die ausgebauten Feinheiten der beiden Vorgänger, sondern bloß reine Riff-Gewalt gefragt.
Die Kanadier aus Vancouver bleiben damit auch auf ihrem vierten Album eine ganze Kante bestialischer, kolossaler, mächtiger und willkommen stumpfer als die vielen Nahverwandten von Kylesa über Saviours bis Black Tusk. Wo andere auch mal die feine Klinge auszupacken versuchen, hacken Bison B.C. ihre wutentbrannten Sludge-Riffs erbarmungslos durch die sumpfige Steppe, getrieben von Dan And’s und James Farwell’s tonnenschweren Gitarrenwänden. Letzterer keift sich dazu wieder die Seele aus dem Leib wenn es dem Gebräu nach einem Batzen Hardcore-Geshoute verlangt, und klingt dabei mehr denn je, als hätte er dafür bedächtig mit Reißnägeln gegurgelt. Manchmal ist ‚Lovelessness‚ auf der Jagd, meistens aber schleppt sich das einem Panzer gleich durch Hindernisse, Geschwindigkeitsrekorde wollen keine aufgestellt werden. So versuchen Bison B.C. in den besten Momenten – den bedingungslosesten – ihren wilden Genre-Morast wieder mit annähernd epischen Szenarien zu überfluten.
Das passiert zumeist in den ausladenden Passagen auf ‚Lovelessness‚ – etwa dem achtminütigem ‚Last And First Things‚ oder dem sogar knapp elf Minuten in Anspruch nehmenden Marathon ‚Blood Music‚ – fast über die gesamte Distanz zwingend, im nimmersatten Doppel ‚Anxiety Puke/Lovelessness‚ (dem längsten Song ihrer Karriere) zeigt aber ausgerechnet der Quasi-Titelsong auch leichte Ermüdungserscheinungen. Deswegen wirkt die prägnante Kurzattacken ‚Clozapine Dream‚ (der kürzeste Song ihrer Karriere) zu Abschied gleich doppelt erholsam und kompakt. Trotz der geringsten Anzahl an Songs auf einem Album steht die Schlußnummer doch auch stellvertretend für die Rückkehr von Bison B.C. zu ihren Ursprüngen auf ‚Earthbound‚. ‚Lovelessness‚ verzichtet auf allfällige Schnörkel, versucht gleichzeitig zielstrebiger und breiter inszeniert zu sein als die beiden Vorgänger ‚Quiet Earth‚ und ‚Dark Ages‚: auf Details-ausleuchtende Exkursionen – Experimente, wenn man so will – sowie feingliedrige Akustik-Intros und pompöse Spielereien wie dichte Bläser-Anhängsel verzichtet die dritte Bison B.C. Platte dabei konsequent.
Nicht immer geschieht diese Entschlackung zum reinen Vorteil: ‚Lovelessness‚ erscheint weniger vielschichtig als die beiden bisherigen Bandhöhepunkten aus den Jahren 2008 und 2010. Abseits von brachialer Gewalt, zurückhaltender Aggression und weitläufig arrangierter Spannungsbewältigung gibt es diesmal deutlich weniger Nuancen zu entdecken, dafür lenkt auch kaum mehr etwas von der urwüchsigen Gewalt dieser Band ab. ‚Lovelessness‚ ist eine Back to the Roots-Platte geworden – roh, ungeschliffen, attackierend, keinen Widerstand duldend; und für diese Art von schwerfälligem Doom-Metal-Rock wohl sogar ansatzweise eine punkige Angelegenheit. Was macht es das schon, dass die Blütezeit noch besser war? Bei Bison B.C. Jedenfalls wenig.
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