Billie Eilish – Everything I Wanted
Billie Eilish und Finneas O’Connell gelingt offenbar weiterhin alles, was sie anfassen: Selbst eine sentimentale Synthieballade über die Wehen der Berühmtheit klingt da wie im Falle von Everything I Wanted authentisch, nahbar und emphatisch.
Die noch 17 Jährige Eilish geht also nicht den einfachsten Weg, um nach dem banalen Smasher Bad Guy den nächsten sicheren Hit auf die Tanzfläche zu schicken, sondern murmelt dorthin, wo auch die besten Szenen von When We All Fall Asleep, Where Do We Go? ohne großes Spektakel gedeihen durften.
Ruhig, still und unaufgeregt verwischt Everything I Wanted sanfte Pianotupfer voller (Suizid-)Melancholie in der Nostalgie. Da kann der abgedämpfte Beat mit seinen Claps eigentlich noch so munter im Hintergrund pumpen, die Synthies für den sphärisch aufmachenden Balsam-Refrain auch ein bisschen braten – die simple, aber tiefgründig texturierte Nummer ist bedrückt, kontemplativ und Introspektiv, schlicht eine beruhigende Schönheit hinter dem Albtraum: „I had a dream/ I got everything I wanted/ Not what you’d think/ And if I’m bein‘ honest/ It might’ve been a nightmare.“
Dass die verletzliche Reflektion des vergangenen Jahres rund um ihr durch die Decke gehendes Debütalbum und die folgende Welttournee auch als Liebeserklärung an ihren kongenialen Bruder Finneas gelesen werden kann, liegt dann nicht nur am vermeintlichen Happy End von Everything I Wanted: „I had a dream/ I got everything I wanted/ But when I wake up, I see You with me/ And you say/ ’As long as I’m here, no one can hurt you/ Don’t wanna lie here, but you can learn to/ If I could change the way that you see yourself/ You wouldn’t wonder why here, they don’t deserve you’“.
Die bisher makellose Veröffentlichungsserie der Senkrechtstarterin Billie Eilish Pirate Baird O’Connell bleibt also bestehen, auch wenn die fünf Minuten der (Standalone?)Single in einen übergreifenden Kontext gebettet wohl sogar noch nachhaltiger entfalten hätten können.
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