Big Thief – Certainty
Big Thief legen nach dem Doppel Little Things / Sparrow mit Certainty abermals ein wunderbares Kleinod vor, „written and recorded directly to 4-track during a three-day power outage while recording at Sam Evian’s Flying Cloud Studios.“
Certainty ist ein typisch wunderbarer, entspannt das Herz balsamierender kleiner Folksong, unspektakulär und zeitlos, weich und warm und verträumt. Die sofort einnehmende Melodie hat einen markanten 60s-Vibe, eine latent romantische Neil Young-Stimmung. Besonders grandios sind die Harmoniegesänge, in denen sich die Stimme von Adrianne Lenker ganz grandios mit jenen von Buck Meek und Gast Hannah Cohen im Hintergrund ergänzt. Dazu kommen in der bittersüßen Melancholie des ansatzlos liebgewonnenen Instant-Ohrwurmes Texte, die gewissermaßen von der Sehnsucht einer zukünftigen Nostalgie erzählen: „My certainty is wild, weaving/ For you, I am a child, believing/ You lay beside me sleeping on a plain/ In the future.“
Die Nummer sei der Band dabei ohne große Vorlaufzeit in den Schoß gefallen: „On the third day of the outage, I found Adrianne on the porch writing a new song, so I sat with her and we finished it together, with the rain falling from the gutters splashing over our guitars. James and Sam saw us writing, and quickly set up a four-track tape machine in the kitchen, powered by the F250 cigarette lighter out in the yard. They set up the drums by the sink, and Max plugged his bass into a Bluetooth speaker set on top of the stove. Take 2 had a great bark from Sam and Hannah’s pup Jan during the solo, but we ended up going with take 3 because it took us about that long to learn the chords. Then we made pancakes and sausages and ate breakfast for dinner.” wie sich Buck Meek erinnert, dabei aber auslässt, dass die Nummer bereits im Mai 2021 als Solostück von Lenker seine Premiere feierte.
Der Mix von Drummer James Krivchenia erregt übrigens ein wenig Kritik. Und ja, die Produktion von Andrew Sarlo der Studioalben schmeichelt der Band schon wirklich noch mehr.
Ärgerlicher ist subjektiv aber womöglich die Veröffentlichungsweise. Wenn Certainty sich als eine Stand-alone-Single erweisen sollte, ist es einfach nur faul, dem Song kein eigenes Artwork spendiert zu haben. Sollte sich der spontan und impulsiv eingefangene, gleichzeitig so geduldig und ungezwungen klingende Track jedoch im nachhinein und Verbund mit Little Things / Sparrow als Vorboten eines Albums erweisen – worauf das gemeinsame Cover irgendwo schließen lässt – ist es ein wenig öde, dies nicht zu kommunizieren und den treuen Fan quasi doppelt an der Kassa zu begrüßen. Auf die tatsächlichen Qualitäten der Nummer haben übrigens beide Möglichkeiten keinen Einfluss.
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