Biffy Clyro – Similarities
Es ist kein besonders gut gehütetes Geheimnis dass zahlreiche Sternstunden von Biffy Clyro auf deren B-Seiten stattfinden. Nicht nur deswegen sind die traditionell aufs jeweilige Album folgenden Compilations eine feine Sache.
Ganz abgesehen von finanziellen Aspekt: bei einer Band, die es sich leisten kann in der Regel ein halbes Dutzend an Singles pro Platte rauszuhauen kann auch der willigste Fan portemonnaietechnisch einknicken. Umso erfreulicher also, dass die drei Schotten ihrer Linie treu bleiben und auf ‚Similarities‚ versammeln, was sich abseits der Hauptbühne ‚Opposites‚ auf ‚Black Chandelier‚, ‚Biblical‚, ‚Opposite‚ und ‚Victory over the Sun‚ zugetragen hat: 16 Songs in 51 Minuten, die alleine aufgrund der Tatsache, dass das sechste Biffy-Album ohnedies schon ein 22 Songs satter Doppelschlag war, eine imposante Qualitätsuntermauerung sind und einmal mehr vor Ohren führt dass die „Ausschussware“ dieses Trios immer noch hochwertiger ausfällt als reguläre Veröffentlichungen anderer Bands.
‚Similarities‚ beginnt nun dort, wo sich das Potential von ‚Opposites‚ im Jänner des Triumphjahres 2013 angekündigt hat – bei der wärmenden Schönheit ‚The Rain‚ und dem nachdenklichen Hit ‚Thundermonster‚ von ‚Black Chandelier‚, die die Latte bekanntlich hoch legen – deutlich schwächer wird diese Compilation danach allerdings tatsächlich nicht mehr. Da prescht ein ‚Milky‚ zwischen Outlaw-Country-Motiven und fetter Stadionbreitseite dahin, tackert das bretternde ‚Euphoria‚ auf viel Hymnik zu, entpuppt sich ‚A Tragic World Record‚ als fein-säuberliche Mathübung mit flirrenden Synthies sowie einem sich erhaben ausgebreiteten Refrain. Der Gaspedalritt ‚Wooden Souvenir‚ rührt den Bereich vor der Bühne um, ‚Feverish‚ klingt mit leichtem Electro-Einschlag wie die Arena-Version eines Cartoon Songs und lässt erst schmunzeln („I’ve got bills to pay/But I can’t pay them/I’ve got girls to lay/But I can’t lay them„) bevor sich Simon Neil einmal mehr als bestechender Romantiker auftut: „There is just one thing that I could never do/Write a melody that isn’t inspired by you„.
Ein ‚Sorry and Thanks‚ quietscht erst hektisch aus allen Lagern, nur um im Chorus den mächtigen Verstärkerturm-Ohrwurm auszupacken – den Spagat im Umschalten zwischen leicht verdaulichem Verquerem und unmittelbar Zupackenden haben Biffy längst verinnerlicht. Der unbedingte Zug zum sofort zündenden Killertrack – und ja, hier und da auch das letzte Quäntchen Genie – umdribbeln die Drei immer wieder genüsslich: nicht nur ‚City of Dreadful Night‚ führt einmal mehr vor, dass die B-Seiten der Band deutlich verspielter agieren, übermütiger mit ihren vielen Ideen tänzeln und nicht so sehr am bombastischen Hitabschluss interessiert sind wie die Songs die es letztendlich auf die Studioalben schaffen. Mehr Experimentirkasten, weniger Brechstange.
Es gilt deswegen weiterhin: wer der Prä-‚Puzzles‚-Ära immer noch nachtrauert wird auch auf ‚Similarities‚ eventuell mehr Aussöhnung finden als auf den letzten Studioalben, während Fans der Major-Platten hier einen furiosen Appendix ohne Ausfall finden. Sicher: einige wenige Songs wie ‚A Lonely Crowd‚ der ‚Fingers and Toes‚ rocken etwas zu beliebig in der eigenen Komfortzone, gehen mit jener Eingängigkeit, die Biffy Clyro scheinbar nach Belieben aus den nicht vorhandenen Ärmeln schütteln können sofort ins Ohr, breiten ihre Melodien aber auch etwas zu standardisiert und ohne das gewisse Etwas aus. Freilich kein Beinbruch, weil die B-Seiten dieser Band auch in den schwächeren Momenten immer noch hochwertiger sind als das Hauptwerk zahlreicher Kollegen.
Nach dem so ergiebigen Jahr 2013 will man den Markt allerdings offenbar nicht überstrapazieren: die Compilation erscheint wie schon ‚Lonely Revolutions‚ als limitierte CD [sowie Vinylversion] und als unbegrenzt verfügbarer Download – allesamt mehr oder minder exklusiv über den Webstore der Band erhältlich. Die Qualität dieses Sammlung auch regulär zu vertreiben wäre natürlich da. So wird ‚Similarities‚ wohl wie seine Vorgänger über kurz oder lang zur Wertanlage und heiß gesuchten Sammlerstück werden.
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