Better Oblivion Community Center – Better Oblivion Community Center
Nach dem boygenius-Intermezzo im vergangenen Jahr der nächste Eintrag von Phoebe Bridgers in ihren Allstar-Kombo-Sammelheft: Auf dem selbstbetitelten Debütalbum von Better Oblivion Community Center macht sie gemeinsame Sache mit ihrem alten Kumpel Conor Oberst.
Dass die beiden Singer-Songwriter ganz wunderbar miteinander harmonieren, weiß man nicht erst seit der gemeinsamen Überarbeitung von LAX für den Soundtrack von [amazon_link id=“B07DV9LWDG“ target=“_blank“ ]Juliet, Naked[/amazon_link] oder etwaigen Cover-Kooperationen, sondern bereits seit dem Gastauftritt von Conor Oberst auf dem [amazon_link id=“B0741HBH8V“ target=“_blank“ ]Stranger in the Alps[/amazon_link]-Song Would You Rather von Phoene Bridgers.
Auch auf Albumlänge funktioniert das Zusammenspiel der beiden nun erwartungsgemäß ansatzlos, auch wenn sich Better Oblivion Community Center zumindest auf den Erstkontakt – angesichts der generellen Erwartungshaltung und alleine die jüngere Vergangenheit betrachtend gemessen an den beiden vorausgegangenen Oberst-Perlen No One Changes sowie The Rockaways, dazu dem famosen boygenius-Kurzspieler – schon ein wenig ernüchtert: Zu sehr in der Indie Folkrock-Komfortzone verankert spielen sich die beiden gefällig die Bälle zu, plätschert Better Oblivion Community Center weitestgehend unspektakulär und zutiefst solide vor sich her, bleiben dabei aber zu unverbindlich und ungewohnt seicht.
Die zehn Songs verschwimmen gerade in der Kennenlernphase in einem zuverlässigen Einerlei aus archetypisch konstruierten, generisch klingenden Genre-Baukastenteilen. Gerade der die Platte doch dominierende Oberst spult sein Programm eher solide hinunter, während Bridgers nur für fein akzentuierte Nuancen sorgt – die tatsächlich ergreifende emotionale Intensität und unbedingte Leidenschaft sucht man jedoch vergebens.
Better Oblivion Community Center bleibt zwar (gerade in Relation zu den Sternstunden der jeweiligen individuellen Diskografien und vor allem Obersts Meisterwerken) auch über die enttäuschenden ersten Durchgänge hinaus vor allem angenehm nebenbei zu konsumierende Qualitätsarbeit, entpuppt sich jedoch bei genauerer Betrachtung als ausfallfreies, homogenes und doch auch abwechslungsreiches Songsammelsurium mit zehn nicht zu verachtenden Kleinoden.
Didn’t Know What I Was in For („I’ve really never done anything, for anyone“ – ha!) inszeniert sich als angenehm entspanntes Akustikgitarrengeschramnel, das Zähnennägelaufrollende „On a screeeeeeen“ öffnet dem Song einen getragenen Beat und läuft mit einem immanenten Gespür für feine Melodien und liebenswerte Hooks dahin. Die ungewöhnliche Initialzündung Chesapeake bleibt allerdings friedlicher Balsam, unspektakulär und klassisch im besten Sinne, während My City um eine repetitiv-simpel schunkelnde Country-Gitarrenmelldie mit subtilen Shoegaze-Tendenzen gewebt wird, ohne diese zu akzentuieren.
Der kontemplativ schunkelnder Walzer Forest Lawn in seiner liebenswürdig-sympathischen Einfachheit: Unaufdringlich, subtil, eingängig und auf einnehmende Art nur vermeintlich belanglos. Man kann Better Oblivion Community Center anhand Songs wieder diesem sehr schnell mögen – die Platte als Ganzes zu lieben und wahrhaftig ins Herz zu schließen erweist sich jedoch auch mit einer grundlegenden Verehrung für Oberst und Bridgers schwierig. Vielleicht liegt es einfach daran, dass sich die Senkrechtstarterin und die Koryphäe stets auf einer Wellenlänge befinden, ein wenig in die Langeweile abdriftend keine kreativen Reibungspunkte anbieten.
Sleepwalkin‘ lebt trotzdem von einer dualistischen Dynamik, rumpelt erst gemütlich dahin und zieht im Refrain dafür ordentlich befreiend an, während gerade das Aushängeschild Dylan Thomas eine unspektakuläre Middle of the Road-Banalität bleibt, soft vor sich herrockt ohne irgendwo anzuecken. Ambitionierter zeigt sich das Duo glücklicherweise wenig später: Mit dem kompositionell ungelenken Exception to the Rule, das sich mit stoischer Drummachine, Neonsynthies und dicht stehende Elektro-Ästhetik ausdrückt, oder dem grungiger an der Übersteuerung aufgerieben bratzenden Big Black Heart, bevor der versöhnlich über sein Piano getragene Closer Dominos im breiten Abspann zu eindruckslos, aber mit feinem Momentum aufgeht.
Was in der Kombination der Talente von Bridgers und Oberst möglich wäre, zeigt dann aber eigentlich nur Service Road. Minimalistisch am Lagerfeuer eingerichtet, packt das Duo hier sanfte Perkussion und ätherische Harmonien aus, gibt dem leise pulsierenden Beat später eine fast maschinelle sanfte Bestimmtheit und erreicht damit eine Größe, die im Ansatz gar an die Hochzeiten der Bright Eyes denken lässt.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist auch klar: Dieses Better Oblivion Community Center läuft anstandslos, Oberst und Bridgers harmonieren so wunderbar, wie sich das vorab abzeichnete. Dennoch stehen sie mit den versammelten 38 Minuten dieses Debüts wohl tatsächlich erst am Beginn ihrer Zusammenarbeit – hier liegt noch viel vorerst nur angerissenes Potential dahinter.
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