Better Lovers – Highly Irresponsible
Das hässliche Artwork garantiert zwar gewissermaßen eine unerträgliche Funpunk-Platte, doch löst Highly Irresponsible tatsächlich sogar ziemlich verantwortungsbewusst Versprechen an die Erwartungshaltung ein, die Better Lovers mit God Made Me an Animal noch nicht geben konnten.
Was keine Überraschung ist. Denn dass die nebst Fit for an Autopsy-Gitarrist (respektive Szene-Produzent) Will Putney aus der Every Time I Die-Konkursmasse und Greg Puciato bestehende Supergroup weitaus stimmiger zusammenwachsen würde, als es die erste EP aus dem Vorjahr in Aussicht stellte, legten seitdem eigentlich ja schon die Non-Album-Singles Two Alive Amongst the Dead und The Flowering nahe.
Tatsächlich haben die Musiker nun eine richtige eine Synergie in der Vorhersehbarkeit gefunden, fauchen in Lie Between The Lines oder Future Myopia Richtung Dillinger-Panik-Schikanen, festigen mit Math-Muskeln aber vor allem den patentierten Southern Metalcore hinter Radical (2021). Außerdem hat das musikalische Gefüge seinen exaltierten Sänger abseits dessen eigener Vita besser in den MO integriert, indem es Puciatos Hang zu eingängigen Refrains mittlerweile runder und natürlicher in den kraftvollen, modernen Sound assimiliert – selbst wenn es immer noch Szenen gibt, die sich demonstrativ in die melodische Zugänglichkeit legen.
Etwa in A White Horse Covered In Blood , das seine potentiellen Mitsing-Passagen jedoch homogen in die Stafette aus aggressiven Attacken einflicht und selbst eine Zündschnur für die Live-Animation ohne Störfaktor auslegt.
Deliver Us From Life pflegt das Gefühl für jene ungarnende Behutsamkeit der Puciato-Trademarks als Basis und ist zudem schön ausgewogen im Mittelteil der Platte als Balance der Dynamik platziert, während At All Times gewissermaßen den Umkehrschub nutzt und einen Weg einschlägt, als wäre Puciato nicht dazu da, um den Ersatz für Keith anzubieten, sondern, als hätte die Band eine Greg-Komposition genommen und diese im atmosphärischen Alternative Rock provoziert, sich sich mit heulenden Gitarren ausgelassen darauf gestürzt. Wahrscheinlich ist dies der polarisierendste Moment von Highly Irresponsible, vielleicht aber auch der, in dem die Band der Etablierung eines wirklich eigenen Charakters näher als sonst kommt.
Dass Better Lovers ihr Programm drumherum energiegeladen und absolut konstant abspulen, während abseits einiger Hooks kaum etwas explizit aus einer ausfallfreien Masse zwischen Abrissbirne und Gaspedal heraussticht, bedingt zwar, dass die zweite Plattenhälfte insofern mit dem Eindruck einer gewissen Redundanz zu kämpfen hat, weil die Band zu diesem Zeitpunkt bereits (beinahe) alles Essentielle gesagt zu haben scheint (und man primär doch nur an den Diskografien von Dillinger und ETiD als Messlatte scheitert).
Während Keith (als subjektiv besserer Sänger) der restlichen Gang also insofern zu fehlen scheint, als das bockstarke Fundamente nie den finalen Kick zum überragenden Genieblitz bekommen, fesseln Better Lovers nunmehr dennoch flächendeckend. Denn, der Seitenhieb sei gestattet, dass Highly Irresponsible im Gegensatz zum Many Eyes-Erstling The Light Age nunmehr auf derart offenkundiges Songwriting verzichtet, das man schon bei der ersten Begegnung einen Ohrwurm hat, wo der Reiz bei der zweiten jedoch bereits wieder abflacht, tut gut und schafft die Ausgangslage, damit Better Lovers ihr Potential in Zukunft endgültig freilegen könnten.
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