Best Coast – The Only Place
‚The Only Place‚ liegt für Bethany Cosentino nicht mehr zwangsläufig am Strand, sondern überall dort, wo Liebeleien, Beziehungen und Herzensangelegenheiten stattfinden können. Auch das zweite Best Coast Album lächelt dabei unbeschwert jede Wolke vom Himmel.
Weitreichenden Veränderungen versprach Bethany Cosentino – die auf ‚The Only Place‘ noch deutlicher die treibende Kraft hinter Best Coast ist, als sie es nicht ohnedies schon auf ‚Crazy for You‚ war – im Vorfeld des zweiten Studioalbums der kalifornischen Lo-Fi Poprocker. Von einer Weiterentwicklung im Songwriting war da die Rede und von einem -hypebediengt natürlich – gänzlich anderen Produktionsrahmen.
Letzteres hört man ‚The Only Place‚ nun deutlich an, ersteres nur mit viel gutem Willen. Beth Cosentino und Erfüllungsgehilfe und Multi-Instrumentalist Bobb Bruno verlegen das Best Coast-Szenario des immer wohltemeprierten Sonnenscheins weg vom dezent unterproduzierten Surf- und Strandspaß und tatsächlich ist ‚The Only Place‚ weitestgehend eine reine Indiepop-Platte geworden. Leicht und bekömmlich, angenehm zu konsumieren und an allen Ecken genüsslich abgerundet. Wo man beim Erstling nicht von Bugglegum sprechen konnte oder wollte, hat man zwei Jahre später nichts mehr dagegen. Best Coast gefallen sich ebenso süßlich anschmiegsam und herzallerliebst harmonisch, wie das zu den immer noch treudoofen Texten Cosentinos nur zu perfekt passt.
Best Coast schneiden damit freiwillig die eine oder andere hintergründige Ebene ab, die ‚Crazy for You‚ ohnedies nur auf den ersten Blick zu bieten hatte und machen ganz ungeniert und direkt hochmelodisch infizierten Ohrwurmpop ohne Wenn und Aber. Das ist nicht zuletzt auf der äußerst direkten, gesättigten Produktion irgendwie schon beinahe erschreckend seicht und an manchen Stellen auch wirklich allzu gefällig. Die Rahmenbedingungen verschieben sich vom Beach Boys infizierten Garage Rock noch deulicher Richtung Twee Pop, Richtung luftig leichter und ungezwungener Countryausflüge. Das Surfbrett bleibt schon mal im Schrank, damit aber doch auch immer in Griffweite.
In erster Linie ist auch ‚The Only Place‚ makellos gut aufgelegter Fröhlichkeitsgenuß, das trüben auch die gerne mal melancholisch verhangenen Breakup Texte Cosentinosnicht. Die Melodien schunkeln unangestrengt umher, liebäugeln mit der Beliebigkeit und wollen doch wertgeschätzt werden. Best Coast sind eben noch zugänglicher geworden und nicht unbedingt anspruchsvoller in ihrer streckenweise geradezu verlorenen Melodieverliebtheit ohne Kanten. Das nervt aufgrund der allzu proklamierten Naivität zwischen großer Liebe und noch größeren Trennungssorgen ebenso schnell, wie es harmonisch den Sommer versüßen können wird.
Best Coast sind damit eventuell eine Spur zu weit Richtung Schönwetterband gegangen und verlaufen sich trotz der eigentlich knackigen Kürze von gerade einmal 35 Minuten vor allem in der zweiten Hälfte der Platte nicht selten in banaler Langeweile. Alles falsch gemacht haben Cosentino und Bruno dann aber definitiv auch nicht. Dafür haben die beiden trotz der überschaubaren Halbwertszeit doch zu vieel freundliche Genrehits in petto, die ein glückseliges Lächeln ins Gesicht zaubern können. Man muß auch kein hoffnungslos sentimentaler Geist sein, um sich in die herzerwärmend leichte Bedeutungsschwere von ‚Up All Night‚ verlieren zu können. „I Wanna See You. For ever and ever. Forever.“ Die Streicher jubilieren wie selbstverständlich, das ist ganz großes Teeniekino.
Und außerdem: Wer hätte es tatsächlich gebraucht, dass Best Coast dem eigentlich schon auf ‚Crazy for You‚ ziemlich ausgelutschten Lo-Fi Surf Trend weiter aufkochen? Eben.
„We were born with sun in our teeth and in our hair/ When we get bored we like to sit around, sit around and stare/ At the mountains, at the birds, at the ocean, at the trees / We have fun, we have fun, we have fun when we please“ singt Cosentino und spielt mit Best Coast die entsprechende Musik dazu.
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