Benjamin Gibbard – Former Lives

von am 10. Oktober 2012 in Album

Benjamin Gibbard – Former Lives

Death Cab for Cutie Samtstimme Benjamin Gibbard tobt sich auf Solopfaden in allen herzergreifenden Facetten seines umfangreichen Pop-Empfindes aus. Eine unspektakulär schöne Sache, die sich die Sorgen von der Seele singt.

Former Lives‚ ist eine kunterbunte Spielwiese für den 36 jährigen geworden, auf der seine federleicht ein Lächeln auf jede Regenwolke zaubernden Melodielinien eine herzerwärmend einnehmende Stimmung kreieren – wie das nun einmal so ist, wenn Gibbard seinen Mund öffnet. Dass sein erstes richtiges Soloalbum weit weg von dem Trauerklosklumpen ist, den man Angesichts der Trennung von Zooey Deschanel im letzten Jahr erwarten hätte können, ist dann auch irgendwo die einzig wirkliche Überraschung – obwohl Hobbypsychologen tonnenweise eindeutig deutbares in den Texten Gibbards finden werden.

In Summe ist ‚Former Lives‚ aber weitaus weniger Emanzipation von der Stammband, als ein unkompliziertes Aufzeigen der Fähigkeiten Gibbards abseits etwaiger Bandkompromisse und irgendwo immer ganz formidabel charmanter Pop mit dem Herz am rechten Fleck. ‚Lily‚ zitiert etwa ‚I Will Follow You Into the Dark‚, allerdings in optimistisch. ‚Duncan, Where Have You Gone?‚ flirtet ganz unverhohlen und sehnsüchtig mit Beatles-Harmonien, ‚Oh, Woe‚ bleibt in dern 60er und peppt ‚Strangers‚ von den Kinks mit fröhlich grummelndem Bass auf, ‚Broken Yolk in Western Sky‚ öffnet mit SlideGitarren die Pforte zum Country. Als Acapella-Nummer braucht das muntere ‚Shepherd’s Bush Lullaby‚ ohnedies nur Gibbards weiche Phrasierungen um zu bezaubern – wie es letztendlich jeder Song hier tut. Meistens gar nicht so weit von Death Cab for Cutie entfernt.

Einzig die sanftmütige, zwischen Calexico und Mariachi El Bronx pendelndeTex-Mex-Exkursion ‚Something’s Rattling (Cowpoke)‚ wäre in dieser Form wohl nicht für die Indie-Institution möglich gewesen. Für ‚Bigger than Love‚ als makellosen Konsenshit mit Tränen im Knopfloch wären Chris Walla und Co. jedoch sicher zu haben gewesen, : „What of the love that we once shared /It’s living inside us/ Battered but not beyond repair„, dank Aimee Mann muß Gibbard die Sache aber auch hier nicht alleine durchstehen.
Nicht alles auf ‚Former Lives‚ ist Dokument einer unbeschwert guten Laune, aber subjektiv fühlt sich alles danach an. Womit Gibbard eine kurzweilig abwechslungsreiche Platte gelungen ist, die leichtfüßiger einhertanzt, als es Death Cab for Cutie tun, dazu weitaus unverhohlener mit einer herzigen Eingängigkeit hausieren geht. Gibbard erreicht damit zwar nie die Tiefgründigkeit seiner Stammband, will dies aber wahrscheinlich auch gar nicht. Ein unkompliziert angenehmer Melodiereigen um sich Luft zu verschaffen soll es sein. Musik, die nichts fordert als ein wenig Zuneigung und ebendiese auch zurückgibt. Gleichermaßen ein Geschenk Gibbards an Fans wie sich selbst.

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