Bedtime For Charlie – Bright Light City Skyline

von am 4. Juli 2012 in Album

Bedtime For Charlie – Bright Light City Skyline

Bedtime For Chalie nehmen den Fuß vom Gaspedal, die Produktion lupenreiner ins Visier und fokussieren auf die poppigen Melodien in ihrem Skate Punk. Dass den Italiener mit ‚Bright Light City Skyline‚ dann doch nur ein grundsolides Album gelingt, wird der Qualität der Band eigentlich nicht gerecht.

Natürlich, die Referenzkeule trifft auf den zwöf neuen Songs zwischen Samiam, Strike Anywhere, NOFX, Rise Against, Millencolin oder Good Riddance immer irgendwo ins Schwarze – bloßes plagiieren ist das nicht. Dass Bedtime for Charlie aus Rom stammen und nicht aus einer der US Punkrockhochbugen, kann man dabei jedoch dennoch gleichermaßen als Kompliment aussprechen, wie man den Italienern daraus einen Strick drehen darf. Der Weisheit letzter Schluß zur Eigenständigkeit haben sie auch auf ‚Bright Light City Skyline‚ nicht gefunden, was aber angesichts der Tatsache, dass man sich qualitätsmäßig nicht wirklich hinter der internationalen Konkurrenz verstecken muß weitestgehend verblasst. Doch ist da wieder Gefühl: in denen steckt Potential für viel mehr.

Vielleicht sogar noch eher als je zuvor, zündet ‚Bright Light City Skyline‚ doch das nächste Triebwerk in der Entwicklungsstufe für Bedtime for Charlie. Das Songwriting ist genreversiert an satte Lead-Melodien gekettet, der Gesang springt mehrstimmig um das tighte Handwerk, der Drang zur Hymne dringt aus jeder Pore, auch wenn die kraftvollen Songs sich gelegentlich in der eingängigen Beiläufigkeit verlieren. Im eröffnenden Midtempoeinstieg ‚Throwing Life Away‚ gelingt das trotzdem gleich ganz wunderbar, obwohl das folgende, noch bessere ‚Collide‚ dann auch gleich die wahre Crux der Platte vorweg nimmt, weil der Punkrockkracher die Stärken dieser Band einfach zu konstant auf den Punkt bringt. Zu oft schalten Bedtime for Charlie mittlerweile jedoch einen Gang runter, spielen zu behäbig im Midtempo, auch zu gefällig; schlicht zu weit entfernt von ihren unkaschierbaren Vorzügen. Kann man alte Tugenden in die neuen kompositorischen Fertigkeiten einbeziehen, sieht die Sache gleich ganz anders aus: wie leicht es doch eigentlich ginge, zeigt ein ‚Pavements‚ quasi ohne viel Aufsehen zu machen im Vorbeirennen. Den angedeuteten Schritt aus der zweiten Reihe wird  ‚Bright Light City Skyline‚ in letzter Konsequenz so jedoch wohl nicht ansetzen.

Dem Vorwurf, diese Entwicklung als Ausverkauf zu brandmarken, kommen Bedtime for Charlie dann mit ‚I Never Sold Out Because I Never Got The Chance‚ aber schlauerweise (?) ohnedies zuvor, einer ironiefreien Abrechung mit der Musikindustrie, die sich nicht zwischen Resignation und Affront am Musiker aus Leidenschaft entscheidet: „I never sold out because I never got the chance. Is it so hard to admit? And would it disappoint someone; does someone give a shit? It aint about the damn music again. Cause you can’t live forever inside a bubble made of hopes. It blows up soon or later. Before you had your head in the clouds, your ass is on the ground now. If I only had the chance I’d take it. If I just could make it big I would make it.“ Das hinterlässt ebenso ratlos, wie es ‚Bright Light City Skyline‚ stellenweise tut. Bedtime for Charlie haben sich mit schnittigen aber getrageneren Songs letztendlich soundtechnisch geöffnet, das Tempo fehlt nur auf den ersten Blick, das Händchen für geschicktes Songwriting jedoch nie, und spätestens das letzte Albumdrittel entschädigt dann ohnedies als ausfallfreier Rausschmeißer für manchen Durchhänger: ‚Bright Light City Skyline‚ funktioniert als kurzweiliger, sommerlicher Poppunk-Flirt, nicht immer spannend aber grundsolide unterhaltend. Klar machen Bedtime For Charlie damit nicht alles richtig – so richtig falsch aber eben auch nicht.

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