BEAK> – Life Goes On
Erst 2018 haben Geoff Barrows und seine Gang aus Bristol mit ihrem Drittwerk eindrucksvoll in Erinnerung gerufen, weswegen BEAK> nicht nur bei Szene-firmen Genrefeinschmeckern einen hohen Status genießen. Nun bekommt >>> mit der EP Life Goes On sogar noch einen kleinen Ableger nachgeschoben.
Die relativ lange Auszeit für das immer noch als Nebenprojekt des Portishead-Kopfes wahrgenommene Gefüge hat also tatsächlich nicht nur einen qualitativen, sondern auch quantitativen Schub für Beak> gebracht. Life Goes On versammelt schließlich drei aus den Albumsessions übrig gebliebene Ausflüge in die typische, dezent neben der Spur stattfindende Welt aus krautigen Rock-Ansätzen und trippigen Experimental-Minimalismus, dessen neo-psychedelisch angehauchtes Sound-Kaleidoskop sich verführerisch verwaschen und rhythmisch mitnehmend wie nebenbei in die Gehörgänge transzentiert. 17 Minuten als wunderbare Ergänzung des bisherigen Spektrums also.
Der Titelsong Life Goes On lenkt seinen Groove mit latent französischer Schlagseite zu einem Filter aus Gainsbourg und B.E.D, hat rund um sein Schlagzeugs sowie die aus der Zeit gefallene Eleganz in den Harmonien eine grandios nuancierte Produktion zu bieten. Die Melodie könnte es dabei theoretisch vor Leidenschaft zerreissen, doch BEAK> artikulieren sie hinter einem Schleier der nebensächlich verschwommenen Lethargie und erzeugen so eine irritierend-faszinierend-vereinnahmende Sogwirkung. Die zwischen den Zeilen transportierte Atmosphäre und Stimmung der Band ist vielschichtig und hypnotisch, wie ein 60s/70s-B-Movie-Score-Pop in Sepiatönen, man folgt ihr ins Kaninchenloch.
We Can Go nimmt das Tempo danach weiter hinaus, flaniert in Gonjasufi‚esker Trance, pflegt das patentierte unwirkliche Soundbild aus greifbarer Trip Hop-Körperlosigkeit – als hätten BEAK> einen alten Klassiker als Lo-Fi-Miniatur restauriert, ihn retrofuturistisch adaptiert. Die Nummer dängelt nonchalant, eigenwillig, ist angenehm entspannt zu hören, aber doch trügerisch abgründig.
Minus Pillow kann dieses Niveau leider nicht gänzlich halten. Mit verfremdeten Roboter-Stimmen ist der Beat tanzbarer, scheint ohne Dringlichkeit unter Strom zu stehen, federt in der Distortion, pulsiert um Effekte und geht in den Bauch, wirkt aber eher wie eine Skizze aus der trockenen Elektronikdisco mit Blade Runner-Anstrich aber ohne unbedingten Fokus.
Zielführender ist da schon, was Joe Volks Protegé Mario Batkovic aus dem Albumtrack Allè Sauvage gemacht hat: Im spacigen SciFi-Soundtrack-Ambient wächst da ein sinister Signature Sound-Ziehharmonika-Kirmes, düster und funkelnd, subversiv spannend, der sich dem schleifenförmigen Original merklich annähert, es jedoch herrlich eigenwillig ohne dessen verselbstständigenden Drive in eine reduzierte Zeitlupe übersetzt und letztendlich in sein glimmerndes schwarzes Loch zurückkehrt.
Eine gelungene Perspektive, die Batkovic ebenso einmal mehr als absoluten Genre-Geheimtipp unterstreicht, wie es in Erinnerung ruft, dass das Material von >>> dann doch noch eine Spur fulminanter war, als jenes von Life Goes On. Zumindest die bockstarke erste Hälfte der EP ist dies aber nahezu egal – Beak> servieren hier einen absolut willkommenen Appendix.
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