Beach Slang – The Things We Do to Find People Who Feel Like Us
James Alex gibt nun auch auf Albumlänge den hedonistischen Peter Pan der Pennsylvania -Punkrockszene und dirigiert Beach Slang zu genau jenen 10 unscheinbar-sympathischen Ohrwürmern, die das EP-Konglomerat ‚Broken Thrills‚ erst vor wenigen Monaten in Aussicht stellte.
Darin zieht er nächtelang um die Häuser, feiert Parties, das Leben und den Moment, was bleibt einem auch sonst in der Müllhalde Leben? „I feel most alive when I’m listening/ To every record that hits harder than the pain“ und „Too young to die, too late to die young“ heißt es, die Songs tragen folgerichtig Titel wie ‚Young & Alive‚ und gehen geradezu inflationär mit Wörtern wie „Alive„, „Night“ „Drunk“ oder „Wild“ um. Zugegeben: Es mutet immer noch ein wenig nach zelebrierter Midlife-Crisis an, wenn der 41 Jährige Alex immer wieder aus der „Kids like us„-Perspektive singt und sich ‚The Things We Do to Find People Who Feel Like Us‚ mehr noch als die appetitlich angerichtete EP-Sammlung ‚Broken Thrills‚ schnell an der begrenzten Aussicht des Themenhorizontes erschöpfen.
Gerade nach einigen Durchgängen ist man jedoch eher geneigt zu attestieren: Der Mann hat eben mit juveniler Energie den Spirit des Rock’n’Roll verinnerlicht, lebt konservierten Eskapismus, wenn man so will, und entlang der bisherigen Veröffentlichungen seiner Band gemerkt, dass gerade auch die Simplizität der lyrischen Bandbreite einen Gutteil des Reizes von Beach Slang ausmacht: Diese ironiefreie Naivität, mit der Alex und Beach Slang sich der Sache verschrieben haben, sie hat beinahe etwas romantisch Unverfälschtes, packt die Dinge ohne Vorlaufphase aufgrund der richtigen Beweggründe an: „If rock and roll is dangerous, how come I feel so safe in it?“ fragen Beach Slang und spielen gegen diesen Missstand an. Insofern hat James auch gut daran getan an der generellen Ausrichtung wenig bis nichts zu ändern.
‚The Things We Do to Find People Who Feel Like Us‚ destilliert auf Albumlänge das Vermächtnis von Paul Westerberg und seinen Replacements, vielleicht sogar reibungsloser als jede andere Band seit den frühen Goo Goo Dolls. Bei Songs wie dem energischen ‚Noisy Heaven‚ muss man dagegen unmittelbar an die Japandroids denken, auch während dem ruhigen ‚Porno Love‚ – beide Gangarten bekommt das Duo aus Vancouver allerdings wuchtiger zustande. Aber das passt schon so, denn in der Schnittmenge aus Wrens, Bruce Springsteen aus der Hold Steady-Perspektive und einem flinken Schuss The Lawrence Arms sonnt sich die immanente Emo-Punk-Kante der Platte ohnedies eher in der Erinnerung an Jawbreaker und Samiam. Dass auch The Gaslight Anthem als primäre Referenz herhalten, darf man zumeist als Lob verstehen (nämlich immer dann, wenn sich Beach Slang an der Frühphase von Brian Fallon und Co. orientieren, wie in der starken Anfangsphase der Platte) und nur selten als Vorwurf – explizit also dann, wenn das zurückgenommene Akustikkleinod ‚Too Late To Die Young‚ sich mit Streichern und Piano in galliger Sülzigkeit und aufgesetzter Nachdenklichkeit verliert, deswegen entgegen der Intention auch nur oberflächlich am anvisierten Melancholie-Tiefgang kratzt.
Dabei braucht es diesen Ruhepol in der Mitte der Platte durchaus, ähnelt sich das Songwriting der Band über die Dauer von ‚The Things We Do to Find People Who Feel Like Us‚ doch ansonsten über weite Strecken eklatant. Obgleich Beach Slang das Melodiegespür und den verbrüdernden Zug zur Eingängigkeit die Tugenden von ‚Broken Thrills‚ übernehmen, in Sachen Dynamik und Tempogestaltung dazu durchaus ein paar zusätzliche Feinjustierungen vorgenommen haben und ohnedies Meister der Kurzweiligkeit sind (bei 10 Songs in gerade einmal 27 Minuten kommt keinerlei Langeweile auf) verliert sich ‚The Things We Do to Find People Who Feel Like Us‚ in Summe immer wieder in einer gewissen Eintönigkeit, anstelle von Überraschungen gibt es eben sympathische Zielstrebigkeit.
So lange einige Songs dazu mit wirklich markantem Songwriting aus der (nicht unangenehm) gleichförmig verschwimmenden Masse hervorstechen (das harmonische ‚Bad Art & Weirdo Ideas‚ oder das energisch nach vorne gehende ‚Young and Alive‚) ist das einerseits deswegen kein Beinbruch, weil Beach Slang sich in ihrem üblichen Modus Operandi keinen Ausfall leisten und andererseits deswegen, weil die altbacken wirkende Schablonenhaftigkeit des Ganzen die Qualität des vorhandenen Materials paradoxerweise ohnedies nur bedingt schmälert. Der so optimistisch wie nostalgisch aus der Tristesse des Alltags in die Zukunft blickende Reigen von Beach Slang funktioniert zwar in der mundgerechten EP-Schmissigkeit schlichtweg effizienter und highlightspezifischer als im Langformat, deutet auf ‚The Things We Do to Find People Who Feel Like Us‚ aber auch mit jedem weiteren Durchgang einen ähnlichen Effekt wie ‚Sink or Swim‚ seinerzeit an: Was in der Kennenlernphase „nur“ nach solide nach Hause gespielten Songs klingt, wächst einem mit der Zeit immer deutlicher ans Herz.
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