Baxter Dury – Mr Maserati
Baxter Dury wirft mit Mr Maserati (2001 to 2021) nicht nur die Frage auf, wieviel eine nominelle Best of-Compilation tatsächlich wert ist, wenn der absolut objektiv bemessen beste Song des Hauptdarstellers gar nicht vertreten ist.
Wobei wir es hier genau genommen beinahe mit einem Etikettenschwindel zu tun haben: Das im Beipackzettel prolongierte Best of ist nämlich viel mehr eine Sammlung der meisten Singles von Dury.
Zwölf davon sind auf der zwei Jahrzehnte und sechs Studioalben umfassenden Werkschau jedenfalls chronologisch bunt durchgewürfelt versammelt (und unterstreichen damit wahlweise die stilistische Homogenität oder die ästhetische Limitierung von Durys reduziertem Stil zwischen distanziertem Sprechgesang, anachronistischen Lebemann-Chanson-Pop-Versatzstücken und minimalistischen Lounge-Disco-Skizzen).
Das auch heute noch überragende Debüt Len Parrot’s Memorial Lift (2002) stellt mit Oscar Brown jedenfalls ebenso nur einen Vertreter wie der Nachfolger Floor Show (2005) mit Cocaine Man. Mehr Material stammt aus der Zeit des danach kultivierten Paradigmenwechsels. Von Happy Soup (2011) kommen Claire und Leak at the Disco an Bord; Palm Trees sowie Other Men‘s Girls rekrutieren sich von It’s a Pleasure 2014. I’m Not Your Dog und Carla‘s Got a Boyfriend kennt man vom jüngsten Studioalbum The Night Chancers (2020), derweil Prince of Tears (2017) durch Miami, Oi sowie seinen Titeltrack am häufigsten zugegen ist.
Und während dabei die famose Kooperationsplatte B.E.D vollends ausgespart wurde, gibt es abschließend mit D.O.A. auch noch einen neuen Song: „It’s a kind of provincial nod to the music I got into over lockdown because Kosmo was playing it – Frank Ocean and Tyler the Creator and Kendrick Lamar. I became obsessed. They’re embracing everything – sexuality, politics, all of it – and I find that inspiring. So D.O.A. is me trying to move towards some of that without ever trying to sound like it’s appropriated. You need to be very careful to not be a knob by thinking you are something you’re not.” sagt Dury über die mit seinem Sohn Kosmo konzipierte Nummer, die mit polarisierenden Chipmunk Soul-Tendenzen und Handclaps das Spektrum interessant erweitert, aber seine Hip-Hop-Ambitionen über mediokres Standard-Songwriting auch nicht vollends auf den Punkt bringt.
Überhaupt entlässt Mr Maserati (das seine Bestandteile so auch abseits des regulären Album-Kontextes in einen feinen Fluß bringt) auch abseits seiner Substanz ein wenig ratlos – eigentlich gar frustrierend – aus der herrlich halbseiden-hedonistischen Dury-Welt: Die exklusive Single gibt es separat nur auf digitalem Weg zu erstehen, weswegen man sich die routinierte Compilation als Fan und Komplettist auch ohne tatsächlichen Mehrwert zwangsläufig als Ganzes ins physische Regal stellen muß. (Und obwohl es in besagtem Beipackzettel heißt: „Das Album wird ausschließlich auf CD/LP veröffenlticht [sic!] und nicht digital erscheinen.“, ist dies scheinbar abseits von iTunes und Co. sehr wohl auch in MP3-Form möglich?!).
Wie auch immer – letztendlich wird man ungeachtet der Pspektive immer wieder zum selben Schluß kommen: Der Neo-Buchautor hat sehr viele verdammt feine Songs, die sich hiermit durchaus kompetent neu entdecken lassen, oder aufs neue verführen – doch eine Baxter Dury-Werschau ohne Beneath the Underdog ist eigentlich trotzdem höchstens die Hälfte wert.
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