Baxter Dury – I Thought I Was Better Than You
„Hey mummy, hey daddy/ Who am I?“ fragt Baxter Dury und legt seiner unlängst erschienen Autobiographie Chaise Longue mit I Thought I Was Better Than You eine Handvoll musikalischer Episoden nach.
Mit Dury als gewohnt nonchalant über dem halbleeren Glas gestikulierenden, sonoren (und nur selten ein klein wenig aufgewühlter sprechsingenden) Erzähler, dem die poppig-melodiösen Ohrwurm-Kontrastprogramm-Hooks von Madeline Hart, JGrrey und Eska Mtungwazi gegenüberstehen, vor smoothen Beats im subversiven Groove (Marke: nicht unbedingt tanzbar, aber man kann, wenn man will, alleine schon in den diesbezüglich herausragenden Pale White Nissan, einer wummernden Long Season-Hypnose, sowie Crowded Rooms, wie eine in der Disco lehnende Martina Topley-Bird, eine süffisante Bewegung aus der Hüfte spüren, während man an der Bar lehnt) und einer loungig-angenehm reduzierter Soundkulisse, könnte I Thought I Was Better Than You bewährt in die Assoziationen zwischen Gainsbourg und Leonard Cohen gelegt, an sich gut die direkte Fortsetzung von The Night Chasers sein.
Doch wird die intime Ebene von Dury im angenehmen, flüchtigen und trotz eng gesteckter stilistischer Grenzen variabel und kurzweilig bleibenden Fluss diesmal anhand von Zeilen wie „But no one will get over that you’re someone‘s son/ Even though you want to be like Frank Ocean / But you don’t sound like him, you sound just like Ian.“ explizit hervorgestrichen. Bei aller süffisanter Distanz im Beobachten sind die Ereignisse diesmal persönlicher Natur.
Gleich So Much Money stellt also existenzielle Fragen in der retrofuturistisch schwelgenden Lounge mit relaxtem Soul-Vibe, Celebrate Me lässt die Gitarre ein bisschen träumen, den Chor sakral texturieren und Dury sogar gepitcht weiter in die Kurven legen. Leon stampft orchestral ausgeschmückt über einem Gerüst, das auch Gorillaz gefallen würde und Crashes klatscht in einem Club mit Satin-Ohrensessel.
Sincere ist minimalistischer, aber auch betont optimistisch klimpernder Pop in der Schere aus Form und Inhalt, der nach nur 63 Sekunden aus den Leim läuft, um den feierlichen Ladebildschirm Shadow in dem Jazz-Keller zu verführen, bevor Glows in folkloristischer Versöhnlichkeit auf der Akustikgitarre im Vogelgezwitscher zupft: „Who knows better than the boy who never listened to anything?/ Who cares more about anyone after they’ve gone away?/ And I’ll hold you closer the moment you’ve try and let go of me.“
Der 51 jährige Baxter hat eben nicht nur schon lange seine eigene, eklektische Sprache als Musiker, sondern sich ja bereits zuvor, eigentlich schon mit seinem fabelhaften Debütalbum, von dem Urteil emanzipiert, „nur“ der Sohn von Ian Dury zu sein. Deutlicher als auf I Thought I Was Better Than You wurde dies allerdings selten.
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