Barn Owl – V

von am 27. März 2013 in Album

Barn Owl – V

Dass das fünfte Album von Evan Caminiti und Jon Porras unter dem kreativen Banner des „Doom Dub“ angepriesen wird ist natürlich Unsinn, letztendlich aber auch nicht so weit von der Wahrheit entfernt wie man meinen möchte: Barn Owl haben sich und ihrem Ambient-Drone schließlich ein gehöriges Maß an Elektronik einverleibt.

V‚ ist eine schwere Klangwolke geworden, ein beklemmendes, avantgardistisches Instrumental-Kammerspiel und gleichzeitig auch Frischzellenkur für Barn Owl. Das Duo aus San Francisco hat für sein zweites Thrill Jockey-Album die Vorzüge der Elektronik für sich entdeckt, schleift bereits im eröffnenden ‚Void Redux‚ eine bisher ungekannte Rhythmus-Ahnung durch das Szenario, ein behände schnepfender Anschlag in den untersten Schichten des stockdunkel brodelnden Soundkonstrukts. Die Rollläden sind dicht, kaum ein Sonnenstrahl existiert in diesem verstörend unbehaglichen Soundtrack für das transzendentale Kopfkino. Einzig im kurzen Zwischenspiel ‚Pacific Isolation‚, mit seinen sanft über zurückgenommene Feedbackschleifen pendelnden Gitarren, will ein ansatzweise hoffnungsschöpfender Ausblick aus dem stets so atmosphärisch dichten Szenario entstehen.

Gleichzeitig ist ‚Pacific Isolation‚ auch am nähesten dran an den letzten Barn Owl-Veröffentlichungen. Der unterbewusste Alptraum von ‚Blood Echo‚ kreuzt stattdessen die Ästhetik von Swans mit dem meditativen Geist von OM und dem Valium indoktrinierten Ambient-Techno-Großtat von Voices in the Lake: nebulöse Synthiesounds schleifen übereinander, eine leise Rhythmik fungiert als unsichtbarer Motor. Die schwer flirrende Orgel aus ‚The Long Shadow‚ hätte derart auch aus der letzten Mogwai-Soundtrack-Arbeit gerissen sein worden können – Barn Owl begraben sie gleich wieder in einem sternenlos dunklen Meer aus sorgsam aufgeschichteten Gitarrenklängen. Dennoch liegt nicht nur dem majestätischen Wellengang ‚Against the Night‚ eine beinahe zärtliche Herangehensweise inne, die musikalische Geisterreise ‚V‚ führt weit hinein in die Hoheitsgebiete von Denovali.

Das einzige Mal, dass Barn Owl einem ihrer sechs sorgsam ausgelegten Score-Arbeiten allerdings wirklich die Zeit zugestehen, die gefühltermaßen immer notwendig wäre, um der nach reichlich Zuwendung und vor allem entsprechender Stimmung notwendigerweise verlangenden Liebhaber- und Spezialisten-Musik auf ‚V‚ gerecht zu werden, passiert schlußendlich nur im beinahe 18 Minuten langen Abschlußmanifest ‚The Opulent Decline‚: was als verspulter Abgrund aus gegenläufigen Sounds und spartanischer Industrial-Kargheit beginnt, entwickelt sich bis hin zu einem langsam rollenden Palast aus verschmelzenden Klängen, Gitarren schneiden weit unten im Mix aus empfundenen hundert Spuren, mittendrin scheint ein sich engelsgleicher Chor aufzubauen. Letztendlich findet dieser nicht statt, bleibt doch auch ‚The Opulent Decline‚ wie jeder Moment auf ‚V‚ körperlos und ungreifbar, reine Vision.

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